Ein Richterhammer aus Holz liegt auf einer Richterbank., © Uli Deck/dpa/Symbolbild
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Zahl der Proberichterinnen hoch: Nachwuchs bringt Wende

14.03.2022

Bei angehenden Richterinnen und Richtern in Thüringen ist das Geschlechterverhältnis ausgeglichen. «Nach einer ersten Auswertung der Zahlen gibt es im Eingangsamt bei den Proberichterinnen und Proberichtern keine Unterrepräsentanz von Männern oder Frauen im Sinne des Gleichstellungsgesetzes», teilte das Justizministerium auf Anfrage mit. Zwischen Juli 2017 und Juli 2020 seien mehr Frauen (53) als Männer (46) auf Probe eingestellt worden. Im Jahrgang 2021 seien unter den insgesamt 52 eingestellten Richterinnen und Richtern auf Probe 31 Frauen und 21 Männer.

Richter auf Probe beginnen ihren Dienst im Freistaat Thüringen - je nach Personalbedarf - entweder bei einem Gericht oder bei einer Staatsanwaltschaft.

Das Geschlechterverhältnis beim Nachwuchs spiegelt sich noch nicht in den höheren Ebenen wieder. Bei den Vorsitzenden Richterinnen und Richtern an den Gerichten sowie in den Direktionen gebe es «eine Unterrepräsentanz von Frauen». Im Rechtspflegebericht für den Zeitraum 2019/2020 heißt es: «Diesbezüglich ist festzustellen, dass sich der Anteil von Frauen tatsächlich erst dann signifikant erhöhen kann, wenn die aktuellen Stellenbesetzungen altersbedingt aus dem Landesdienst ausscheiden.»

Im Bereich der Präsidentenämter hingegen dominieren nach Angaben des Ministeriums im Moment die Frauen. «So haben wir in der ordentlichen Gerichtsbarkeit, in der Arbeitsgerichtsbarkeit und in der Sozialgerichtsbarkeit jeweils eine Frau an der Spitze.» Bei den ehrenamtlichen Richterinnen und Richtern war zum Stichtag 31. Dezember 2021 in allen Gerichtsbarkeiten zusammen die Anzahl der Männer (1423) höher als die der Frauen (1217).

Ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Männern und Frauen sei wie in allen anderen Bereichen auch in der Justiz wichtig, sagte die Thüringer Gleichstellungsbeauftragte Gabi Ohler. «Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass Frauen eine andere Biografie und andere Lebenserfahrungen haben», so Ohler. Es gebe Nachweise, dass durch diese andere Lebenserfahrung und Lebenskenntnisse auch die Sicht auf die Problemlagen unterschiedlich ist - «und sich das vielleicht auch in den Prozessen widerspiegeln könnte».

Anlässlich des 100. Jahrestages des Gesetzes zur Zulassung von Frauen zu Ämtern und Berufen in der Rechtspflege vom 11. Juli 1922 führt der rund 3500 Mitglieder starke Deutsche Juristinnenbund (djb) in diesem Jahr eine Kampagne durch. Der Nachwuchs müsse auch weiterhin für bestehende Ungleichheiten sensibilisiert werden. So enthielten etwa die Ausbildungsfälle noch heute häufig sexistische Stereotype und stellten Frauen überwiegend in der Rolle der Hausfrau, der Angestellten oder des Opfers dar. Auch fordert der djb mehr Frauen in der Lehre. Der Anteil weiblich besetzter juristischer Lehrstühle liege bei rund 15 Prozent, wenngleich seit mehr als zehn Jahren mehr Frauen als Männer Jura studierten.

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