Wohnungsverbände schlagen wegen hoher Kosten Alarm
Die mitteldeutschen Wohnungsverbände schlagen angesichts hoher Baukosten, gestiegener Energiepreise und der demografischen Entwicklung Alarm. Wie die Spitzen der Verbände aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen am Dienstag in Leipzig mitteilten, stehe die Branche vor den größten Herausforderungen der vergangenen 30 Jahre. Statt nur auf den Neubau von Wohnungen in Ballungsräumen sollte sich der Bund mehr auf die Förderung des Bestands in Mitteldeutschland konzentrieren und die Wohnungswirtschaft finanziell unterstützen, forderten die Verbände.
Jens Zillmann, Direktor des Verbands der Wohnungswirtschaft Sachsen-Anhalt, wies auf Prognosen hin, wonach in den drei Ländern bis 2035 ein Bevölkerungsrückgang von bis zu 17 Prozent zu erwarten sei. Dadurch werde der Anteil leerstehender Wohnungen vor allem im ländlichen Raum zunehmen. Die Wohnungsunternehmen müssten also viele Gebäude abreißen und in den Bestand investieren. Voraussetzung dafür seien staatliche Zuschüsse, an denen es Zillmann zufolge bislang mangelt. «Das ist ein Zustand, den wir schlichtweg nicht akzeptieren können und werden», sagte er.
Aus Sicht der Verbände kommt erschwerend hinzu, dass die Investitionen in den Bestand wegen steigender Baukosten und fehlender Handwerker nur schwer zu stemmen sind. Zudem setze die Energiewende die Wohnungsunternehmen unter Druck. Die dafür nötige Umstellung auf klimafreundliche Technologien sei das «größte Investitionsprogramm seit der Wende», sagte Rainer Seifert, Direktor des Verbands der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Sachsen. Die Finanzierung sei noch nicht ausreichend geklärt. Laut Seifert sollten der Staat, die Eigentümer und die Mieter beteiligt werden.
© dpa-infocom, dpa:230418-99-358846/2