Ein Heizkostenverteiler, zur Berechnung von Heizkosten, an einem Heizkörper., © Sina Schuldt/dpa/Symbolbild
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Wohnen wird teurer in Thüringen: Verband mahnt Förderung an

10.05.2023

Die Mieten in Thüringen sind im vergangenen Jahr nach Angaben der Wohnungswirtschaft einschließlich Nebenkosten im Schnitt um elf Prozent gestiegen. Betrug die durchschnittliche monatliche Bruttowarmmiete einer 60 Quadratmeter großen Wohnung im Jahr 2021 noch rund 456 Euro, so waren es im Jahr 2022 etwa 506 Euro, teilte der Verband der Wohnungswirtschaft am Mittwoch in Suhl mit. Das Gros der Mehrkosten sei durch höhere Nebenkosten entstanden, die nach Prognosen weiter steigen werden, sagte Verbandsdirektor Frank Emrich.

Dem durchschnittlichen Anstieg der Nettokaltmieten von 1,7 Prozent ständen höhere Vorauszahlungen für kalte Betriebskosten wie Müllabfuhr oder Hausmeisterdienste um 9,3 Prozent und für Heiz- und Warmwasserkosten von 58,5 Prozent gegenüber. «Für viele wird Wohngeld unumgänglich.»

Der Verbandsdirektor mahnte mehr staatliche Unterstützung bei der energetischen Sanierung von Wohnungen an. Sonst würden die Mieten sprunghaft um einige Euro pro Quadratmeter steigen. «Mieten würden unbezahlbar», so Emrich. Konzepte der Politik müssten her, «um den Menschen, die kaum finanziellen Spielraum haben, die Angst vor der klimaneutralen Zukunft zu nehmen», sagte Emrich bei dem Verbandstag. Er sehe dabei vor allem die Bundesregierung in der Pflicht.

Der Verbandsdirektor verwies darauf, dass Thüringen bei der Wärmewende eine gute Ausgangsposition habe. Die kommunalen Energieversorger hatten Ende 2022 bereits ihre Konzepte dafür vorgelegt. «Wir sollten diesen Vorsprung nutzen, aus den regionalen Vorhaben ein Gesamtkonzept machen und den Investitionsbedarf definieren.» 2021 hätten die Kosten für Heizung und warmes Wasser für eine Wohnung mit 60 Quadratmetern im Schnitt bei 800 Euro gelegen. Trotz Preisbremse habe sich dieser Betrag im vergangenen Jahr verdoppelt.

Die Wohnungsunternehmen im Verband, die wirtschaftlich unter Druck ständen, bewirtschaften nach eigenen Angaben fast 264.000 Wohnungen. Nahezu jeder zweite Mieter in Thüringen wohne bei ihnen.

Immer stärker rückt in dieser Situation der soziale Wohnungsbau in den Fokus. Laut Infrastrukturministerium hat das Land im Zeitraum zwischen 2017 bis 2022 rund 240 Millionen Euro in den sozialen Wohnungsbau gesteckt. Mit Hilfe der Förderung seien mehr als 1600 Wohnungen neu gebaut und 535 Wohnungen modernisiert worden, erklärte Infrastrukturministerin Susanna Karawanskij (Linke). Sie verwies darauf, dass das Land das Regelwerk für soziale Wohnungsbauförderung vereinfacht habe.

Nach Angaben von Emrich fallen im Schnitt pro Jahr bis zu 1000 Wohnungen aus der Mietpreis- und Belegungsbindung, die es durch Modernisierung und auch Neubau zu ersetzen gelte. «Dafür bräuchten wir theoretisch bis zu 150 Millionen Euro pro Jahr.»

Die «Richtlinie zur Förderung des bezahlbaren Wohnens im Freistaat Thüringen» sei für Wohnungsunternehmen attraktiver gemacht worden, sagte die Ministerin. Es gehe dabei um Neubau und Modernisierung: «Gutes Wohnen darf keine Frage des Geldbeutels sein.» Den größten Bedarf an Sozialwohnungen sehe das Ministerium in Jena, Erfurt und Weimar. In den übrigen Regionen Thüringens sei der zahlenmäßige Bedarf geringer, vorhandener Wohnraum müsse aber an veränderte Bedürfnisse der Mieter sowie die Klimaziele angepasst werden.

Zudem gehe es darum, lange ungenutzte Grundstücke oder Gebäude zu Wohnzwecken herzurichten und zu bezahlbaren Preisen zur Verfügung zu stellen. Stärker bei der Förderung berücksichtigt werden sollen generationsübergreifende und altersgerechte Wohnformen. Zuständig für die Förderung sei künftig die Thüringer Aufbaubank und nicht das Landesverwaltungsamt. Ziel sei es, Förderverfahren zu beschleunigen.

Laut Verbandsdirektor wurden 2022 von den Wohnungsunternehmen 111 Millionen Euro weniger als geplant investiert. Grund sei die Unsicherheit, selbst notwendige Investitionen würden zurückgehalten oder gar gestrichen.

© dpa-infocom, dpa:230509-99-624273/4

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