Wirtschaftsentwicklung in Thüringen unter dem Durchschnitt
  • Nachrichten

Wirtschaftsentwicklung in Thüringen unter dem Durchschnitt

22.09.2023

Inflation, Energiekrise und Probleme auf einigen Auslandsmärkten haben Thüringens Wirtschaft in der ersten Jahreshälfte 2023 schrumpfen lassen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP), also die Summe aller produzierten Güter und erbrachten Dienstleistungen, lag preisbereinigt um 0,6 Prozent unter dem Niveau des ersten Halbjahrs 2022, wie das Statistische Landesamt am Freitag in Erfurt mitteilte.

Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee sieht darin einen «Ausdruck des schwierigen Fahrwassers, in dem sich die deutsche und Thüringer Wirtschaft derzeit bewegen». Tiefensee bezeichnete die Zahlen auch als Warnsignal, dass sich die wirtschaftlichen Bedingungen in Deutschland verbessern müssten.

Das Landesamt bezog sich auf vorläufige Berechnungen des Arbeitskreises «Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen». Danach verzeichnete Deutschland insgesamt eine negatives BIP-Entwicklung von 0,3 Prozent - bei großen regionalen Unterschieden.

Thüringens ostdeutsche Nachbarn verbuchten ebenfalls eine rückläufige Entwicklung, Sachsen mit minus 0,7 Prozent und Sachsen-Anhalt mit minus 3,2 Prozent. Im Durchschnitt der fünf ostdeutschen Länder lag das Bruttoinlandsprodukt jedoch leicht mit 0,3 Prozent im Plus. Grund war vor allem eine überdurchschnittliche Entwicklung in Brandenburg mit einem Wirtschaftswachstum von 6,0 Prozent.

In den vergangenen beiden Jahren war in Thüringen ein Wirtschafswachstum von 2,0 Prozent (2021) und 1,5 Prozent (2022 erzielt worden.

Thüringen liege mit einem BIP-Minus von 0,6 Prozent im Mittelfeld der Bundesländer und sei insgesamt noch mit einem blauen Auge davongekommen, erklärte Tiefensee. «Die aktuelle Schwäche trifft die Wirtschaft in ihrer ganzen Breite, allen voran aber die Bauwirtschaft sowie diejenigen Industriezweige, die von der schwachen Auslandsnachfrage betroffen sind.» Dazu zählten vor allem die Automobilindustrie und der Maschinenbau.

Etwas besser seien die Aussichten für konsumnahe Branchen wie Handel, Gastgewerbe und lokale Dienstleistungen. Hier könne angesichts steigender Einkommen und der Verlangsamung der Inflation von einer Stabilisierung der Entwicklung in den kommenden Monaten ausgegangen werden. Tiefensee bekräftigte seine Forderung nach einer stärkeren Entlastung, zusätzlichen Wachstumsimpulsen und mehr Planungssicherheit für die Unternehmen.

© dpa-infocom, dpa:230922-99-293494/3

Teilen: