Wieland in Weimar: Klassik Stiftung rückt Jubiläum in Blick
Im Jahr 1772 kam der Schriftsteller und Philosophieprofessor Christoph Martin Wieland (1733-1813) nach Weimar - als Prinzenlehrer. Herzogin Anna Amalia hatte ihn vor allem zur Erziehung des Erbprinzen an den Hof berufen. Den 250. Jahrestag von Wielands Ankunft in Weimar begeht die Klassik Stiftung in diesem Jahr mit zahlreiche Veranstaltungen. Einer der Höhepunkte ist dabei die Wiedereröffnung des Wielandgutes Oßmannstedt in der Nähe von Weimar mit einer neuen Dauerausstellung am 2. September.
Die Schau «Der erste Schriftsteller Deutschlands» nehme in den historischen Wohnräumen des Gutsgebäudes Wieland als Romanschriftsteller, als politischen Journalisten, als Chronisten der Französischen Revolution und als Übersetzer in den Blick, sagte der Literaturwissenschaftler und Wieland-Kenner Jan Philipp Reemtsma am Donnerstag in Weimar. Damit werde zugleich das Format der Literaturausstellung zurück in die Klassik Stiftung gebracht und ein «ungerechterweise zu wenig besuchter Ort» aufgewertet, betonte Stiftungspräsidentin Ulrike Lorenz.
Bereits Anfang Mai erwartet eine Sonderausstellung zu Wieland im Goethe- und Schiller-Archiv ihre Besucher. Weiterhin gibt es eine über das Jahr sich erweiternde Text-Installation vor dem Weimarer Schloss mit Zitaten aus Briefen Wielands und seiner Zeitgenossen. Zum Programm gehört außerdem eine wissenschaftliche Tagung und die Neuproduktion eines Singspiels nach einem Libretto von Wieland am Deutschen Nationaltheater.
Thematisch will sich die Klassik Stiftung in diesem Jahr mit der Wirkung von Sprache beschäftigen. Sprache könne gesellschaftliche Umbrüche auslösen und zum Kriegsschauplatz werden, sagte Lorenz. Die Realität habe mit dem Ukraine-Krieg das Themenjahr eingeholt. Die Präsidentin sprach sich dafür aus, den Kultur- und Wissenschaftsaustausch mit Russland aufrechtzuerhalten. Sie hoffe, dass die friedensstiftende Kraft von Kunst und Kultur wieder Brücken baue. Die Klassik Stiftung hat derzeit keine russischen Kooperationen.
Die Klassik Stiftung stellte zugleich drei neue ihrer nun insgesamt sechs Direktoren und Direktorinnen offiziell vor. Annette Ludwig (Direktorin Museen) übernimmt den Staffelstab von Generaldirektor Wolfgang Holler, der in den Ruhestand ging. Friederike von Rosenberg führt die Direktion Schlösser, Gärten und Bauten. Die Stelle war seit längerem unbesetzt. Als neuer Direktor kommt Dirk Wintergrün (Direktion Digitale Transformation) hinzu.
Das Trio werde mit eigenen Akzenten die strategische Neuausrichtung der Stiftung vorantreiben, sagte Lorenz. Der immer mal wieder diskutierten Idee eines Neubaus für Sonderausstellungen erteilte Lorenz auch mit Blick auf die Klimakrise eine Absage.
Die Klassik Stiftung ist nach eigenen Angaben die zweitgrößte Kulturstiftung in Deutschland. Sie betreut 21 Museen sowie Schlösser und Parkanlagen in und um Weimar und mit der Herzogin Anna Amalia Bibliothek und dem Goethe- und Schiller-Archiv auch wichtige Forschungseinrichtungen. Im vergangenen Jahr zählte die Stiftung rund 343 250 Besucher.
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