Wieder mehr Kirchenasyle in der EKM begonnen
In diesem Jahr haben auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) 53 Kirchenasyle begonnen. Nach einem Rückgang in der Corona-Pandemie sei wieder in etwa das vorangegangene Niveau erreicht, teilte ein Sprecher der EKM auf Nachfrage mit. In Sachsen-Anhalt seien insgesamt 30 Kirchenasyle für 23 Männer, 11 Frauen und 12 Kinder begonnen worden, in Thüringen insgesamt 23 für 21 Männer, 11 Frauen und 23 Kinder.
Mit nur wenigen Ausnahmen hab es sich um Dublin-Kirchenasyle gehandelt, durch die die Abschiebung in ein anderes EU-Land verhindert werden sollte. Die Menschen kamen etwa aus Afghanistan, Syrien, Irak und Iran. Sie sollten abgeschoben werden etwa nach Kroatien, Bulgarien, Rumänien, Lettland, Polen oder Italien, hieß es.
EKM-Landesbischof Friedrich Kramer sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Ich hoffe und setzte auch mal darauf, dass die Politik das auch schätzt und schätzen lernt, dass es da nochmal eine Instanz gibt, die auch hilft, dass nicht brutale persönliche Härten entstehen.» Er lobte das Engagement der Gemeinden: «Großartig. Das muss man einfach sagen, das ist toll.»
Bis Anfang/Mitte Dezember bestanden laut der EKM in Sachsen-Anhalt noch sieben Kirchenasyle, in Thüringen neun. «Bei Kirchenasylen schauen wir immer auf den konkreten Einzelfall und die besonderen humanitären Härten und Gefahren für die konkrete Person oder die konkreten Personen», erklärte ein EKM-Sprecher. Verallgemeinerungen zu den Gründen der Gewährung von Kirchenasylen seien nicht möglich. «Manchmal gibt es sehr nahe Familienangehörige in Deutschland oder es besteht bei Rückkehr die Gefahr einer Retraumatisierung, die Gründe sind individuell und vielfältig.»
Es sei erschreckend, von welchen schlimmen Erfahrungen aus anderen Ländern der EU die geflüchteten Menschen berichteten. «Von illegalen Push Backs, die teilweise mit großer Härte ausgeführt werden, selbst wenn Kinder dabei sind, wird ebenso berichtet, wie von Inhaftierungen unter sehr schwierigen Lebensbedingungen.»
Der Aufwand für die Gemeinden ist erheblich, wie es hieß. Etwa mit Blick auf die Kinder bedeute es, Fahrdienste zu organisieren, die die Jungen und Mädchen in die Schule bringen und wieder zurück. Es brauche Betreuungsdienste, um die Menschen im Kirchenasyl zu beschäftigen. Einkaufen und Essen müssen organisiert werden. Und wenn ein Kirchenasyl begonnen werde, sei das Ende offen.
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