Weniger neue Aufträge im Wohnungsbau
Steigende Zinsen, Lieferengpässe und Aufschläge bei etlichen Baustoffen gefährden in Thüringen zunehmend den Wohnungsbau. Vor allem private Bauherren stellten ihre Pläne zurück oder gäben sie auf, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Hessen-Thüringen, Burkhard Siebert, am Montag der Deutschen Presse-Agentur. «Wir leben vor allem von Altaufträgen.» Nach Zahlen des Landesamtes für Statistik stieg der Umsatz des Bauhauptgewerbes im Wohnungsbau von Januar bis Juli zwar um 13,9 Prozent. Die Auftragseingänge sanken jedoch um 2,3 Prozent.
Siebert verwies auf die schlechteren Rahmenbedingungen für Bauherren. Für Kredite müssten sie inzwischen mit 3 statt 1 Prozent Zinsen kalkulieren. Zudem hätten Lieferengpässe bei etlichen Baustoffen für enorme Preissteigerungen gesorgt. Für Dämmung hätten sich die Preise verdoppelt und für Konstruktionsvollholz, das etwa für den Bau von Dachstühlen gebraucht wird, zeitweise verdreifacht. Hinzu komme die Inflation. Diese Entwicklung sei für die Bauherren dramatisch, betonte Siebert. Das treffe nicht nur Privatleute. Auch Investoren prüften ihre Bauvorhaben, so dass auch größere Projekte von Wohnungsgesellschaften gefährdet seien.
Siebert schätzt, dass sich der Trend der vergangenen Monate im Wohnungsbau verstärken werde. Für die Bauunternehmen seien derweil öffentliche und gewerbliche Aufträge vorerst eine feste Bank. Die Auftragseingänge legten hier in den ersten sieben Monaten um 12,7 und 9,6 Prozent zu, wie aus den Zahlen des Statistikamtes hervorgeht. Insgesamt erzielte das Thüringer Bauhauptgewerbe von Januar bis Juli einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro. Das waren 11,7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
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