Wenige Männer entscheiden sich für Erzieherberuf
Ihr Anteil steigt seit Jahren, trotzdem sind männliche Erzieher an Thüringens Kindergärten immer noch die Ausnahme: Nur rund sechs Prozent des pädagogischen, Leitungs- und Verwaltungspersonals an Thüringer Kitas waren im vergangenen Jahr Männer. Unter den 15 983 Beschäftigten in dieser Berufsgruppe waren zum Stichtag Anfang März 2021 gerade einmal 966 Männer, wie das Thüringer Bildungsministerium auf Anfrage mitteilte. Es bezieht sich dabei auf Zahlen des Landesamtes für Statistik.
Dabei gibt es seit mehr als zehn Jahren Bestrebungen, den Anteil männlicher Erzieher in ganz Deutschland deutlich zu erhöhen. «Wir befinden uns in Deutschland weiter auf dem Weg, um mehr Geschlechtervielfalt in den Kindergärten zu erreichen», erklärte ein Sprecher des Bildungsministeriums. Dafür sei aber vor allem ein gesellschaftlicher Wandel nötig.
Auch mehrere staatliche Programme konnten den Männeranteil in den Kindergärten nicht sprunghaft deutlich erhöhen. Thüringen nahm unter anderem an dem EU-Modellprogramm «Mehr Männer in Kitas» teil, das zwischen 2011 und 2013 lief. Auch am Projekt der Arbeiterwohlfahrt «juniorExperten - Kinder brauchen Männer» beteiligte sich der Freistaat.
Immerhin: In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der Männer in Thüringer Kindergärten mehr als vervierfacht - von 207 im Jahr 2010 auf 966 im Jahr 2021. Dennoch blieb Thüringen zumindest im Jahr 2020 mit einem Männeranteil von 5,6 Prozent noch unter dem bundesweiten Schnitt von 7,1 Prozent.
Aus dem Bildungsministerium hieß es, dass Thüringen wegen der hohen Abdeckung in der Kindergartenbetreuung auch eine verhältnismäßig große Zahl an Fachkräften habe. Daher könne es sein, dass der Freistaat länger brauche, um den Gesamtanteil von Männern an den Fachkräften zu erhöhen.
Allerdings zeigen Zahlen aus dem Nachbarland Sachsen, dass dort anteilig mehr Männer in den Kindergärten arbeiten als in Thüringen. Männer machen dort immerhin rund zehn Prozent der Fachkräfte in den Kindergärten aus - obwohl auch Sachsen traditionell ein umfassendes Betreuungsangebot hat. Die dortige Bildungsgewerkschaft GEW glaubt, dass der niedrige Männeranteil in deutschen Kitas immer noch mit einer traditionellen Rollenvorstellung zu tun hat, nach der Betreuung Frauensache sei.
Auch im Thüringer Bildungsministerium hält man bei dem Thema einen gesellschaftlichen Wandel für nötig. Für Geschlechtervielfalt in den Kindergärten bedürfe es eine «Entstereotypisierung des Berufsbildes».
Ohnehin seien die Kita-Träger angesichts des Fachkräftemangels «gut beraten», auch stark um männliche Erzieher zu werben. «Die Fachkräftegewinnung ist derzeit eine der großen Herausforderungen für die Kitaträger in Thüringen.»
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