Wenige anonyme oder vertrauliche Geburten in Thüringen
Die als Hilfsangebot für Schwangere in Krisensituationen eingeführte Möglichkeit der anonymen oder vertraulichen Geburt wird in Thüringen regelmäßig genutzt - wenn auch in nur wenigen Fällen pro Jahr. Von 2014 bis 2022 kamen nach Angaben des Sozialministeriums insgesamt 26 Kinder bei einer vertraulichen Geburt zur Welt. Dabei können Schwangere unter medizinischer Betreuung in Krankenhäusern entbinden - wobei die Identität der Mütter zunächst geheim gehalten wird. Ihre Personenstandsdaten werden aber gespeichert, ab dem 16. Lebensjahr können vertraulich geborene Kinder die Identität ihrer Mutter erfragen.
Die Möglichkeit der vertraulichen Geburt mit Begleitung der Frauen durch Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen gibt es seit knapp zehn Jahren, sie ist in einem Bundesgesetz geregelt. Zur Zahl der vertraulichen Geburten in Thüringen in diesem Jahr liegen laut Ministerium noch keine Angaben vor.
Ein Hilfsangebot für werdende Mütter in Not ist auch die anonyme Entbindung im Krankenhaus, die in Thüringen nach dramatischen Fällen von Kindstötungen eingeführt worden war. Hier werden keine Daten der Mütter erhoben. Nach der Geburt übergeben die Mütter ihr Kind in die Obhut des Jugendamtes. Seit 2001 wurden demnach im Freistaat insgesamt 88 Kinder - 54 Jungen und 34 Mädchen - anonym geboren. In diesem Jahr waren es vier, im vergangenen Jahr drei.
Vier Babykörbe in Thüringen
In diesem Jahr ist in Thüringen auch ein Neugeborenes in einem Babykorb an einem Krankenhaus abgelegt worden. Solche Babykörbe, auch Babyklappen genannt, gibt es an vier Kliniken im Freistaat: in Erfurt, Eisenach, Heiligenstadt und Saalfeld. Sie sollen verhindern, dass Mütter in sehr großer Notlage ihr Neugeborenes aussetzen. Die Körbe sind so ausgestattet, dass das Klinikpersonal automatisch benachrichtigt wird, sobald ein Baby darin liegt. So kann es unverzüglich versorgt werden.
Seit 2001 sind laut Ministerium 42 Neugeborene - 18 Jungen und 24 Mädchen - in Thüringen in Babyklappen abgelegt worden. Unklar ist laut Ministerium, ob sich mitunter Mütter doch noch gemeldet und ihr Kind zu sich genommen haben. Dazu lägen keine Erkenntnisse vor, teilte eine Sprecherin mit. Häufig würden Kinder aus Babyklappen in Pflegefamilien vermittelt, teils auch adoptiert.
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