Weichen für erweiterte Friedenstein-Großstiftung gestellt
Der Stiftungsrat Friedenstein hat den Weg für neue Strukturen der Gothaer Sammlungen geebnet. So beschloss das Gremium auf seiner Sitzung am Donnerstag in Gotha eine Satzungsänderung, die eine Erweiterung der bisherigen Stiftung ermöglicht, wie die Stiftung Schloss Friedenstein mitteilte. Sie will künftig Sammlungen und Gebäude unter einem Dach vereinen.
So soll die Forschungsbibliothek mit ihren kartographischen Beständen des Justus Perthes Verlages perspektivisch von der Universität Erfurt übernommen werden. Das gilt ebenso für die Gothaer Immobilie der größten frühbarocken Schlossanlage Deutschlands und den Park - die beide derzeit in Verwaltung der Thüringer Schlösser-Stiftung in Rudolstadt sind.
Die Satzung stelle jedoch auch klar, dass die Erweiterung der Stiftung unter dem Vorbehalt der Finanzierung stehe, hieß es. Vor einer Fusion müsse die finanzielle und personelle Ausstattung der Stiftung unbedingt verbessert werden. Da dies nur sehr begrenzt aus eigenen Einnahmen möglich sei, müsse der Bund mit ins Boot geholt werden. Eine Analyse hatte bei einer Integration der Forschungsbibliothek in die Stiftung jährliche Zusatzkosten von rund 2,2 Millionen Euro errechnet.
«Wir haben einen klaren Auftrag, als Friedenstein-Stiftung mit dem Bund zu verhandeln», erklärte Gothas SPD-Oberbürgermeister und Stiftungsratsvorsitzender Knut Kreuch. Thüringens Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) sagte auf dem Weg zu einer nun möglichen integrierten Großstiftung die Unterstützung des Landes zu. Bislang wurde die Stiftung zu 75 Prozent von der Stadt und zu 25 Prozent vom Land getragen.
Zum Gothaer Sammlungsschatz gehören nach eigenen Angaben mehr als zwei Millionen Objekte aus Kunst, Kultur, Wissenschaft und Natur. Hinsichtlich seiner Geschichte und seiner Bestandsvielfalt ist der Standort mit den Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden, dem Teylers Museum im niederländischen Haarlem oder dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach vergleichbar. Mit der neuen Struktur wollen die Gothaer Sammlungen wieder ein großes Universalmuseum von internationalem Ruf werden.
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