Ein Schild mit der Aufschrift «Schütz den Wald vor Brandgefahr» hängt in einem Wald an einem Waldweg., © Stefan Sauer/dpa/Symbolbild
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Viele Ackerbrände in Thüringen

16.07.2023

Die Löscharbeiten können sehr herausfordern, die Schadenshöhen liegen teils im Bereich sechsstelliger Summen: Feldbrände haben in den vergangenen Tagen Feuerwehren und anderen Helfern einiges abverlangt und Landwirten spürbare Verluste verursacht.

Allein bei einem Feuer auf einem Acker nahe Creuzburg (Wartburgkreis) entstand am Freitag ein Sachschaden, dessen Höhe die Polizei auf 210 000 Euro schätzt. 26 000 Euro waren es bei einem Feldbrand in Saalfeld am Samstag, 15 000 Euro bei Römhild (Landkreis Hildburghausen). Die Fälle sind Beispiele für viele ähnliche Brände, die es zuletzt nicht nur in Thüringen gab. Die Brandursachen hängen nach Angaben von Polizei und Feuerwehren nicht selten mit den Landmaschinen zusammen, die zu Erntearbeiten eingesetzt werden. Dabei spielen aber in der Regel unterschiedliche Faktoren eine Rolle.

Auch wenn Feldbrände kein neues Phänomen seien, verstärke die aktuell anhaltende Trockenheit die Problematik, heißt es etwa aus dem Thüringer Bauernverband (tbv). Komme dann wie zuletzt häufig Wind dazu, breiteten sich Flammen noch schneller aus.

Weggeworfene Zigarettenstummel seien immer wieder eine Ursache für Feldbrände, so der Bauernverband. Auch seitens des Thüringer Feuerwehr-Verbands wird Weggeworfenes als möglicher Auslöser genannt.

Die Feuerwehr Schleiz informierte zuletzt auf ihrer Facebook-Seite darüber, dass neben technischen Defekten an Mähwerken oder Strohpressen häufig auch Fremdkörper in den Maschinen zu Feldbränden führten. So sei etwa ein im Mähwerk entdeckter Betonbrocken wohl die Ursache für ein Feuer gewesen, das nahe Görkwitz (Saale-Orla-Kreis) von Mähdrescher aus auf das umliegende Feld übergriffen hatte.

André Rathgeber, Fachreferent für Pflanzenbau, Umwelt und Ökologischer Landbau beim tbv, sieht aber noch andere Gründe dafür, weshalb die Landmaschinen Feuer fangen. Mähdrescher von heute etwa seien deutlich leistungsstärker als Anfang der 90er Jahre noch. Sie seien komplexer konstruiert, enorme Kräfte wirkten im Inneren. Gleichzeitig seien aber auch mehr Elemente aus Gummi und Plastik verbaut. «Schnell kann da ein Funke große Wirkung haben», so Rathgeber. Die Landwirte würden daher viel unternehmen, um solche Szenarien zu vermeiden. Vor und nach den Einsätzen würden die Maschinen von Staub und Stroh befreit, gesäubert und kontrolliert. «Aber sie sind teils so kompakt gebaut, dass man auch etwas übersehen kann», so Rathgeber

Zudem platzierten die Landwirte häufig Wasserfässer an den Feldern oder stellten mit Wassertanks und kleinen Pumpen bestückte Traktoren bei den Erntearbeiten bereit. «Entweder können sie so der Feuerwehr im Fall der Fälle Wasser bereitstellen, oder selbst bereits tätig werden, bevor die Feuerwehr eintrifft», so Rathgeber.

Eine sehr moderne Variante davon sei, Traktoren auch mit Fässern voller Schaummittel auszustatten. Dieses sei besonders zum Löschen von Maschinenbränden geeignet. «Der Schaum kann in jede Ritze kriechen, das Wasser schafft das nicht unbedingt», sagte Rathgeber. Ein Kniff noch aus DDR-Zeiten sei, bei einem Feldbrand mit Pflügen ausgestattete Traktoren rund um das Feuer Schneisen in den Boden graben zu lassen. Das schneide den Flammen den Weg ab.

Mit diesem Vorgehen wurde laut Polizeimitteilung etwa verhindert, dass sich ein durch einen Blitzschlag verursachtes Feuer auf einem Erntefeld nahe Walschleben (Landkreis Sömmerda) am Samstagabend weiter ausbreiten konnte.

Kommt es trotz aller Maßnahmen zu einem größeren Brand, kann das harte Verluste bedeuten. «In Thüringen bekommt man für eine Tonne Wintergerste aktuell etwa 170, 180 Euro und pro Hektar werden in Thüringen zwischen fünf bis zehn Tonnen geerntet.» Brennt ein bereits abgeerntetes Stoppelfeld sei der Verlust überschaubar.

Vor allem aber spürten die Landwirte, wenn eine Maschine Opfer der Flammen wird. «Ein größere Mähdrescher kostet zwischen 400 000 und 500 000 Euro. Die Maschinen sind natürlich versichert, trotzdem ist es Geld, das in Rauch aufgeht, und es fällt damit ein Produktionsmittel aus», so Rathgeber. Gerade für kleinere Betriebe ohne Ersatz sei das problematisch. Dazu komme, dass es aktuell Lieferengpässe für landwirtschaftliche Maschinen und deren Ersatzteile gebe, heißt es vom tbv. Ein neuer Mähdrescher sei selten schnell zu bekommen. Allerdings seien die Landwirte untereinander vernetzt und versuchten sich auszuhelfen. Auch stellten einige Landmaschinenverkäufer ihre Vorführmaschinen zur Verfügung.

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