Verletzte Fans: 145 Fußballfans nach Überfall kontrolliert
Ein Überfall von Unbekannten auf eine Gruppe Fußballfans in Naumburg (Saale) hat am Berliner Hauptbahnhof zu einem Einsatz der Bundespolizei geführt. Nach der Tat wurden dort am Samstag die Identitäten von 145 Menschen aus einem Jenaer Fanzug festgestellt, mit dem auch die Täter weiter nach Berlin gefahren sein sollen, wie die Bundespolizeidirektion Berlin am Montag mitteilte. Nachdem die Fans mehrfach polizeilichen Anweisungen nicht gefolgt seien, hätten Beamtinnen und Beamte «nach zuvor formulierter Androhung Zwang in Form von einfacher körperlicher Gewalt» eingesetzt, hieß es von der Behörde. Drei Fans hätten sich «in Folge des Einsatzgeschehens» verletzt, hieß es.
Die Fan-Organisation Blau-Gelb-Weiße Hilfe beklagte hingegen am Sonntag auf ihrer Webseite in einer Stellungnahme brutale Polizeigewalt gegen Fans des FC Carl Zeiss Jena. Eine Sprecherin der Bundespolizei sagte auf Anfrage, auch dieser Vorwurf werde im Rahmen der weiteren Ermittlungen geprüft. «Im Zuge der Sachverhaltsaufklärung werden umfangreiche Videoaufzeichnungen ausgewertet und dabei das Verhalten aller Beteiligter geprüft», hieß es in der Mitteilung. Ermittelt werde wegen des Verdachts des Widerstandes und tätlichen Angriffs gegen Polizeivollzugsbeamte sowie des Landfriedensbruchs.
Hintergrund sei ein Vorfall auf der Anreise der Fans zur Partie SV Lichtenberg 47 gegen den FC Carl Zeiss Jena in der Regionalliga Nordost gewesen, so die Bundespolizei. Beim Halt in Naumburg hätten etwa 15 bis 20 Vermummte den Zug verlassen und erheblich auf fünf Anhänger eines sächsischen Fußballvereins «körperlich eingewirkt». Ein 17-Jähriger sei mehrfach mit der Faust ins Gesicht geschlagen worden. Zudem seien Fanbekleidung und -utensilien geraubt worden. Die Vermummten seien danach zurück in den Zug gestiegen und unerkannt weitergereist. «Das in Naumburg entwendete Raubgut konnte zunächst nicht aufgefunden werden», schrieb die Bundespolizei.
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