Verein: pflegende Angehörige stärker finanziell entlasten
Pflegende Angehörige in Thüringen haben mehr finanzielle Unterstützung gefordert. Viele pflegende Angehörige würden ihren Job zumindest zeitweise aufgeben und lebten in finanziell prekären Situationen, sagte Sigrun Fuchs, Vorstandsmitglied des Vereins «Wir pflegen in Thüringen». Jeder fünfte sei armutsgefährdet.
«Damit die Pflege nicht zur Armut führt, müssen pflegende Angehörige stärker finanziell entlastet werden», verlangte Fuchs. Noch immer gebe es keine Lohnersatzleistung analog dem Elterngeld - und auch die beschlossene Erhöhung des Pflegegeldes falle viel zu niedrig aus.
Mit einer Aktionswoche rückt der Verein seit Montag die Leistungen der etwa 280.000 Angehörigen in Thüringen in den Mittelpunkt, die ihre Ehepartner, Eltern oder Kinder zu Hause pflegen.
Nach Vereinsangaben stehen landesweit rund 80 Veranstaltungen auf dem Programm. Dazu zählen unter anderem Informationsveranstaltungen über Unterstützungs- und Entlastungsangebote, Telefonsprechstunden, Treffen von Selbsthilfegruppen und Aktionstage.
Nach Angaben des Vereins werden mehr als 85 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause und überwiegend von ihren Angehörigen versorgt. «Ohne die Angehörigen, die in der Regel jeden Tag mehrere Stunden Sorgearbeit leisten, wäre das System schon längst zusammengebrochen», sagte Fuchs.
Da aufgrund des Fachkräftemangels in der professionellen Pflege immer mehr Entlastungsangebote wegbrechen würden, werde häusliche Pflege immer schwieriger. «Und das, obwohl es immer mehr Menschen betrifft.»
Im Freistaat sind derzeit nach statistischen Zahlen rund 170.000 Menschen pflegebedürftig. Durch die geburtenstarken Jahrgänge wird ihre Zahl in den nächsten drei Jahrzehnten laut Statistischem Bundesamt um rund 40 Prozent steigen.
Der Verein «Wir pflegen» wurde nach eigenen Angaben 2020 gegründet und versteht sich als Interessensvertretung und Selbsthilfe pflegender Angehöriger.
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