Verbandschefin Hirche: Junge Künstler setzen auf Druckkunst
Einen Trend hin zu Kunstdrucken erkennt die Geschäftsführerin des Verbands Bildender Künstler Thüringen bei jüngeren Künstlerinnen und Künstlern. «Das sieht man etwa in Weimar und Initiativen, die sich speziell auf Drucke, etwa Lithographien und Radierungen, konzentrieren», sagte Michaela Hirche im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur vor dem bundesweiten Tag der Druckkunst am Mittwoch.
Die heute 20-Jährigen seien zwar «digital natives» - also eine Generation, die im Internet zuhause ist. «Aber es ist weder so, dass die junge Generation nur völlig abgefahrene technische Neuerungen im Kopf hat, noch dass sich Ältere moderner Technik in ihrer Arbeit verschließen», so Hirche.
Bei allen technischen und kommunikativen Möglichkeiten sehe sie besonders oft bei jungen Künstlerinnen und Künstlern ein Rückbesinnen auf traditionelle Technik und auf kleinere Editionen.
Dass der Kunstdruck etwa in Anbetracht von Kunstwerken, die rein digital existieren, noch von Relevanz ist, erklärt sich Hirche so: «Digitale Kunst, ist etwas, was sehr das Auge bestimmt, Druckkunst kann man aber mit quasi allen Sinnen erfahren - man riecht etwa die Druckfarbe.» Zudem sei es wichtig, dass Handwerk des Druckens als künstlerische Basis zu beherrschen, «und sie dann im zeitgemäßen Fokus zu entwickeln.»
Darin sieht Hirche auch eine Bedeutung des Tags der Druckkunst. Denn in geöffneten Ateliers und bei Workshops könnten Künstlerinnen und Künstler ihr persönliches Wissen weitergeben, damit es nicht in Vergessenheit gerate.
Zum Tag der Druckkunst bieten rund zehn Museen, Galerien und Künstler in Thüringen spezielle Führungen, aber etwa auch Workshops an.
Im Druckereimuseum im Erfurter Benary-Speicher gibt es etwa eine Führung durch eine Sonderausstellung, nachmittags erläutern Fachleute künstlerische Handdrucktechniken an den Druckmaschinen. Im Museum für Thüringer Volkskunde können Besucher mit der mobilen Druckerei von Hans-Otto Mempel selbst aktiv zu werden.
Das Lutherhaus in Eisenach bietet mit einer Eisenacher Künstlerin einen kostenfreien Linoldruck-Workshop. Interessierte können sich ohnehin seit einigen Jahren in der Museumswerkstatt im Buchdruck an einer Gutenbergpresse ausprobieren, wie Direktor Jochen Birkenmeier erklärte.
In der Galerie Eigenheim in Weimar bringe eine Gruppenausstellung sowohl traditionelle Drucktechniken als auch experimentelle Herangehensweisen und neue technische Möglichkeiten zusammen, teilte die Galerie dazu mit. Im Städtischen Atelierhaus Weimar führen Künstler durch die Druckwerkstatt. Im Studio im Lindenau-Museum Altenburg werden am Werkstattabend für Erwachsene verschiedene Techniken gezeigt und Teilnehmer können sich am Holzschnitt versuchen und bei einem Glas Wein austauschen.
Die traditionellen Drucktechniken wurden 2019 in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der Deutschen Unesco-Kommission aufgenommen. Seitdem gibt es am Datumstag der Aufnahme bundesweit zahlreiche Veranstaltungen.
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