Ein Schäfer aus Großgeschwenda geht über die Weide., © Bodo Schackow/dpa
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Verband: Beruf des Schäfers stirbt aus

23.05.2023

Die Thüringer Schäfer kämpfen mit Nachwuchssorgen und sinkenden Erträgen. Bereits seit Jahren gebe es einen starken Rückgang der Schafhaltung, eine Trendwende sei nicht erkennbar, sagte der Erste Vorsitzende des Landesverbandes Thüringer Schafzüchter, Jens-Uwe Otto, der Deutschen Presse-Agentur. Das Hauptproblem sei die fehlende Wirtschaftlichkeit. «Die reine Schafhaltung ist ein Minusgeschäft.»

So gebe es unter anderem aufgrund fehlender Exportnachfrage bereits seit längerem einen Verfall der Wollpreise, sagte Otto, der als selbstständiger Schäfermeister im südthüringischen Rohr für rund 300 Tiere verantwortlich ist. Für ein Kilogramm Qualitätswolle würden derzeit nur noch 20 bis 30 Cent gezahlt. Sinkenden Erträgen stünden steigende Kosten etwa für Futter und Maschinen gegenüber, wenn die Tiere im Winter in den Ställen gehalten werden müssten.

«Ohne Fördermittel von EU oder Bund kämen wir überhaupt nicht über die Runden», sagte Otto. Aber auch die Fördergelder deckten nicht die vollen Kosten ab. Die Folge sei, dass nicht mehr investiert werde, die Bestände reduziert würden oder die Schafhaltung komplett aufgegeben werde. Der amtlichen Statistik zufolge gab es in Thüringen Ende vergangenen Jahres nur noch 79.300 Mutterschafe; 2021 grasten 87 900 und im Jahr 2020 rund 94.100 Mutterschafe in Thüringen.

Der Beruf des Schäfers sterbe aber auch deswegen aus, weil sich kaum noch Nachwuchs finde. Derzeit gibt es laut Otto in ganz Thüringen nur drei Lehrlinge im ersten Ausbildungsjahr. Mindestens zehn angehende Schäfer wären jedoch pro Jahrgang notwendig, um den Altersschwund zu kompensieren. «Der Beruf ist zwar schön, aber auch fordernd. Die Tiere wollen an 365 Tagen im Jahr versorgt sein.»

Schafe gelten auch als Naturschützer auf vier Beinen, da sie für den Erhalt vielfältiger Biotope wichtig sind. Dazu zählen unter anderem Magerrasen mit Orchideenvorkommen und Streuobstwiesen. Mit der Beweidung können diese häufig maschinell nicht zu bewirtschaftenden Lebensräume vor dem Verbuschen geschützt und dadurch erhalten werden.

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