Uralte Mammutbeißer bekommen besondere Zahnbehandlung
Sie sind Tausende von Jahren alt, teils mehrere Kilogramm schwer - und kriegen bald eine spezielle Zahnbehandlung: Zwölf uralte Mammutzähne aus dem Naturkundemuseum in Gera sollen noch in diesem Jahr restauriert werden. Mit Hilfe von Lottomitteln vom Freistaat und einigen Firmenspenden seien die dafür benötigten 6500 Euro zusammengekommen, berichtete Frank Hrouda vom Verein Geraer Mineralien- und Fossilienfreunde. Dieser hatte eine Spendenaktion dazu ins Leben gerufen. «Die Finanzierung steht jetzt.»
Im Juni will er die porösen Backen- und Milchzähne dann in eine Spezialwerkstatt im nordrhein-westfälischen Goch bringen. Dort sollen Leim, Lack oder Holzreste von früheren notdürftigen Konservierungsversuchen entfernt werden. Anschließend werden die Zähne für eine längere Zeit in eine spezielle Flüssigkeit eingelegt. Durch die Behandlung sollen sie dann aushärten und länger haltbar sein.
Die Eiszeitbeißer waren im Jahr 1874 zusammen mit Tausenden anderen Fossilien in der Lindenthaler Hyänenhöhle im heutigen Geraer Stadtgebiet gefunden worden. «Dass man so einen großen Fund macht, war damals wirklich etwas Besonderes», erzählte Hrouda, der auch als Museumspädagoge im Naturkundemuseum arbeitet. Die Felsspalte sei vor knapp 20.000 bis 30.000 Jahren von Hyänen bewohnt worden. Diese hätten etliche Tierkadaver in die Höhle gezerrt und bis auf die Knochen abgenagt.
Gefunden wurden dort unter anderem Knochen von Wollnashörnern und Rindern sowie von verstorbenen Hyänen - aber eben auch die Mammutzähne. Wie genau und in welchen «Portionen» die kleinen Hyänen die Eiszeitriesen in die Höhle geschleppt hätten, sei noch ein Rätsel, so Hrouda.
Der nun sichtbare Verfall der Zähne sei vor allem dadurch zu erklären, dass sie auch im Zuge der beiden Weltkriege etliche Umzüge hinter sich hätten. «Die vertragen keine großen Temperaturunterschiede», erklärte er. Auch seien die Backenzähne eine Zeit lang in einer eher feuchten Umgebung eingelagert gewesen - im Naturkundemuseum sei es aber eher trocken. Über die Jahrtausende in der Höhle hätten sie hingegen weitgehend stabile Bedingungen gehabt.
Auch bei den anderen Fossilien aus der Hyänenhöhle gebe es einen «gewaltigen Konservierungsbedarf», sagte Hrouda weiter. Die Zähne seien aber auch wegen ihrer feineren Struktur am dringlichsten gewesen - und auch ein überschaubares Projekt, bei dem eine Finanzierung aussichtsreich gewesen sei. Zwei weitere Beißer von eiszeitlichen Verwandten der heutigen Elefanten, die aber aus anderen Fundstellen stammen, warteten ebenfalls noch auf eine Sanierung. In zwei Jahren - dem 150. Fundjubiläum der Hyänenhöhle - will Hrouda dann eine Sonderausstellung im Naturkundemuseum organisieren.
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