Unternehmensnachfolge oft problematisch
Zu spät und zu teuer: Nach Einschätzung des Thüringer Wirtschaftsministeriums scheitert die Suche nach einem Unternehmensnachfolger in vielen Betrieben häufig aus einem dieser beiden Gründe. «Eigentümer kümmern sich teilweise viel zu spät um eine Nachfolge», sagte ein Sprecher des Ministeriums der Deutschen Presse-Agentur. Es reiche nicht aus, sich zwei Monate vor einem geplanten Übergabetermin zu all den Fragen beraten zu lassen, die damit in Zusammenhang stehen.
Herausfordernder Käufermarkt
Überhaupt schätzten viele Verkäufer von Unternehmen die Marktlage falsch ein, sagte der Sprecher. «Gegenwärtig befinden wir uns auf einem Käufermarkt, auf dem viele übergabewillige Unternehmer um wenige verfügbare Nachfolger konkurrieren.» Deshalb könnten sich viele Eigentümer eigentlich nicht ihren Nachfolger aussuchen, sondern die potenziellen Nachfolger könnten sich das Unternehmen auswählen, das zu ihm und seinen Vorstellungen passe.
In Thüringen stehen etwa 760 Unternehmensnachfolgen jährlich an, wie aus Daten des Instituts für Mittelstandsforschung in Bonn hervorgeht, das dazu 2021 eine Studie vorgelegt hatte. Danach fallen von 2022 bis 2026 insgesamt etwa 3.800 Unternehmensnachfolgen im Freistaat an. Nach den Berechnungen der Forscher kommen damit in Thüringen 46 Nachfolger-Suchen auf 1.000 Unternehmen. Das ist ein im Bundesvergleich unterdurchschnittlicher Wert, der nur in Berlin noch niedriger liegt. In Sachsen stehen demnach ebenfalls 46 Übergaben je 1.000 Unternehmen an, in Sachsen-Anhalt 50 und in Bayern 51.
Realitätsferne Preisvorstellungen erschweren Verkäufe
Nicht nur, dass viele Inhaber oder Geschäftsführer sich zu spät um die Übergabe ihres Unternehmens kümmerten, sie wollten ihren Betrieb auch häufig viel zu teuer verkaufen, sagte der Sprecher des Ministeriums. «Nicht selten wird der Unternehmenswert vom Übergebenden überschätzt, denn über Jahrzehnte hat er viel Zeit, Geld und Kraft in sein Unternehmen investiert.» Bisweilen seien die geforderten Summen sogar «realitätsfern», was dann ein echtes Hindernis beim Verkauf eines Unternehmens werde.
Das Land unterstützt Unternehmer, die sich zur Ruhe setzen und ihre Firma in andere Hände legen wollen, nach Angaben des Wirtschaftsministeriums unter anderem mit einer Förderung des Thüringer Zentrums für Existenzgründungen und Unternehmertum, kurz ThEx. In diesem Zentrum bündeln die verschiedenen Thüringer Wirtschaftskammern ihre entsprechenden Beratungsangebote. Zudem könnten Unternehmensnachfolgen durch Angebote der Wirtschaftsförderung wie etwa Mikrodarlehn oder geförderte Intensivberatungen durch externe Unternehmensberater direkt unterstützt werden.
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