Unesco zeichnet Stätten aus: Tagung in Saudi-Arabien
Die 45. Sitzung der UN-Kulturorganisation Unesco ist am Sonntagabend in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad eröffnet worden. Bis zum 25. September will die Organisation weiteren Kultur- und Naturstätten den Welterbestatus verleihen und muss aus mehr als 50 Bewerbungen auswählen. Auch Thüringens Landeshauptstadt Erfurt hofft für ihr jüdisch-mittelalterliches Erbe auf die Auszeichnung. Die zweiwöchige Tagung des Welterbekomitees wurde vom saudischen Kulturminister Badr bin Abdullah bin Farhan eröffnet, wie die staatliche Nachrichtenagentur SPA mitteilte.
Die 45. Sitzung des Welterbekomitees sollte eigentlich im Juni 2022 in Russland stattfinden. Wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine wurde sie jedoch verschoben und wird nun in Riad nachgeholt. Zu den bisher 1157 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern zählen das Great Barrier Reef in Australien, der Nationalpark Serengeti in Tansania, die Inka-Stadt Machu Picchu in Peru sowie die Pyramiden von Gizeh in Ägypten. In Deutschland gibt es bislang 51 Welterbe-Stätten.
Die Präsidentin der deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer, sagte zur Bewerbung aus Thüringen: «Durch die Anerkennung der Unesco würde Erfurt Teil unseres gemeinsamen Menschheitserbes. Das führt uns noch einmal eindrücklich vor Augen, dass jüdisches Leben seit weit über 1000 Jahren zu Deutschland gehört und auch in Zukunft gehören wird.»
Das Unesco-Komitee wird sich auf der Sitzung in Riad auch wieder mit gefährdetem Erbe auseinandersetzen und gegebenenfalls Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der betroffenen Stätten erörtern. Bedroht werden sie demnach etwa durch den Klimawandel, Kriege, Naturkatastrophen oder Baumaßnahmen. In dem Zusammenhang berät die Unesco über Stätten in Bulgarien, Italien, der Türkei, der Ukraine sowie in Russland.
«Besondere Sorge bereitet mir die Situation in der Ukraine, wo Russland seine Angriffe auf die Menschen, das kulturelle Erbe und damit die Identität des Landes bis heute unerbittlich fortsetzt», sagte Böhmer. «In Odessa, wo im Juli russische Bomben in das Welterbe der Stadt einschlugen, in Kiew, in Lwiw und an so vielen anderen Orten. Ich hoffe, dass von der Sitzung ein unmissverständliches Signal ausgeht. Die Weltgemeinschaft kann nicht länger zusehen, wie Russland die Welterbekonvention mit Füßen tritt.»
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