Umfrage: Viele Autozulieferer wollen im Ausland investieren
Thüringens bisher umsatzstärkster Industriebereich schwächelt. Die Nachfrageprobleme, aber auch Standortkosten und Bürokratie in Deutschland hinterließen Spuren bei den Automobil- und Zulieferunternehmen im Freistaat, erklärte der Geschäftsführer des Branchennetzwerks automotive thüringen (at), Rico Chmelik, am Freitag in Erfurt. Zunehmend würden vor allem die Automobilzulieferer auf die Suche nach Standorten im Ausland gehen. Zwei Drittel der Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten planten eine Auslandsinvestition - zur Markterschließung oder in Produktionsstätten.
Branche bietet 66.000 Jobs
Die Ergebnisse einer Umfrage des Branchennetzwerks unter 235 Unternehmen seien insgesamt alarmierend, so Chmelik. Unsicherheit und Investitionszurückhaltung würden zunehmen. Dafür sorge auch die fehlende Planungssicherheit durch fehlende Fachkräfte sowie den von der Bundesregierung angekündigten Wegfall der Strompreisbremse.
Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums gehören zur Automobilindustrie einschließlich der Zulieferer in Thüringen etwa 700 Unternehmen mit mehr als 66.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von etwa 9,3 Milliarden Euro.
Milliardeninvestitionen nötig
«Wir gehen von Krise zu Krise - und es hört einfach nicht auf», erklärte der Vorsitzende von automotive thüringen, Mathias Hasecke. Wenn Umsatzzahlen, Umsatzrenditen und Beschäftigtenzahlen im Automobilbereich immer mehr unter Druck gerieten, sei die Beschäftigung mit neuen Geschäftsfeldern das Gebot der Stunde. Der gesamte Investitionsbedarf der Thüringer Zulieferindustrie und des Mittelstandes liege in den nächsten Jahren bei weit über fünf Milliarden Euro. Dem müsste auch mit der Wiedereinführung staatlicher Investitionszulagen Rechnung getragen werden.
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