Passanten laufen über den Anger in der Erfurter Innenstadt., © Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild
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Thüringer würden von höherem Mindestlohn profitieren

07.02.2022

Von der geplanten Mindestlohn-Erhöhung können nach Einschätzung der Landesarbeitsagentur zahlreiche Berufsgruppen in Thüringen profitieren. So würden viele Fachkräfte im Friseurhandwerk, in der Gastronomie und Hotellerie oder im Lebensmittelverkauf bei einer Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro brutto pro Stunde demnächst statistisch gesehen mehr verdienen, sagte ein Sprecher der Landesarbeitsagentur der Deutschen Presse-Agentur. Noch größer als bei den Fachkräften ist die Gruppe derer, die von einer solchen Anhebung profitieren würden, bei den Helfern.

Das Bundesarbeitsministerium will den Mindestlohn noch in diesem Jahr auf 12 Euro brutto pro Stunde anheben. Zuletzt hieß es, eine solche Anhebung könnte zum 1. Oktober greifen. Derzeit liegt der Mindestlohn in Deutschland bei 9,82 Euro. Die Anhebung des Stundensatzes auf 12 Euro ist im Koalitionsvertrag der Ampelkoalition aus Sozialdemokraten, Grünen und FDP festgeschrieben, die im Bund zusammen regieren.

Ein solcher Mindestlohn würde beim einem Vollzeitbeschäftigten mit 40-Stunden-Woche zu einem Bruttoverdienst von 2080 Euro führen, erklärte die Landesarbeitsagentur. Viele Beschäftigte hätten zuletzt teils deutlich unterhalb dieses Schwellenwertes verdient.

So verdienten Friseur-Fachkräfte im Dezember 2020 beispielsweise statistisch gesehen etwa 1500 Euro brutto pro Monat. Im Lebensmittelverkauf, in der Hotellerie und in der Reinigung waren 2020 etwa 1700 bis 1900 Euro brutto pro Monat bezahlt worden. Helfer in der Reinigung oder in der Lagerwirtschaft verdienten etwa 1800 bis 1900 Euro.

Der Sprecher der Arbeitsagentur wies allerdings darauf hin, dass die Verdienste der Beschäftigten im Einzelfall schon deshalb von diesen Werten abweichen können, weil dabei nicht exakt berücksichtigt werde, wer in Vollzeit und wer in Teilzeit arbeite. Deshalb ließe sich auch nicht genau beziffern, wie viele Beschäftigte in Thüringen von der Anhebung des Mindestlohns profitieren würden. An der grundsätzlichen Einschätzung zu den einzelnen Berufsgruppen ändere dies aber nichts.

Gleichzeitig zeigen die Zahlen der Agentur, dass ein Mindestlohn von 12 Euro pro Stunde selbst bei einem Vollzeitbeschäftigten im bundesweiten Vergleich nicht ausreichen würde, um ihm ein solides Einkommen zu garantieren. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit lag die Schwelle zum sogenannten unteren Entgeltbereich im Jahr 2020 bei 2284 Euro brutto pro Monat. Ein Mindestlohn-Einkommen von 2080 Euro liegt deutlich darunter.

Die SPD-Landtagsfraktion forderte erst vor wenigen Tagen, dass in Thüringen mehr getan werden müsse, um Menschen aus dem unteren Einkommensbereich herauszuholen. Die Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro pro Stunde sei ein wichtiger Schritt, doch dürfe man es nicht dabei belassen, sagte SPD-Arbeitsmarktpolitikerin Diana Lehmann im Landtag. Ob in einem Unternehmen Tariflöhne – die in der Regel oberhalb des Mindestlohns liegen – gezahlt werden, müsse deshalb auch bei Ausschreibungen auf kommunaler Ebene und bei der regionalen Wirtschaftsförderung berücksichtigt werden.

Auch die Bundesvorsitzende der Linken, Susanne Hennig-Wellsow, sagte, die Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro sei ein wichtiger Schritt vor allem für Frauen, Jüngere und Beschäftigte ohne deutsche Staatsbürgerschaft. «Denn diese werden bisher am ehesten mit zu geringen Löhnen abgespeist.» Gleichzeitig kritisierte aber auch sie diese Anhebung als unzureichend. Der Mindestlohn müsse auf 13 Euro pro Stunde erhöht werden, um Menschen vor Armut zu schützen.

© dpa-infocom, dpa:220207-99-06686/3

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