Thüringer Fachhochschulen bekommen Promotionsrecht
An Thüringer Fachhochschulen (FH) sollen unter bestimmten Voraussetzungen Doktorarbeiten geschrieben und betreut werden können. Der Landtag machte mit einem Gesetz am Donnerstag den Weg für ein Promotionsrecht an den Fachhochschulen frei. Dieses sei fachlich begrenzt und zeitlich befristet, sagte die CDU-Abgeordnete Regina Polster im Landtag. Andere Bundesländer hätten solche Regelungen längst - etwa Bayern oder Hessen. «Thüringen kämpft bei seinen Hochschulabsolventen mit sehr hohen Abwanderungsraten», sagte Polster.
Hoffnung auf Fachkräfte
Der Linke-Hochschulpolitiker Christian Schaft sagte, es handele sich nicht um einen symbolischen Akt. Vielmehr fülle man eine Lücke. Es gehe auch um die Gewinnung von Fachkräften, die man in Thüringen halten wolle.
Bisher mussten Fachhochschulen für Promotionen mit Universitäten kooperieren. Schaft sagte, teils hätten sich die Fachhochschulen in diesem Kooperationsmodell als Bittsteller gefühlt.
Der Grünen-Abgeordnete Olaf Müller sagte, die Grünen forderten das Promotionsrecht für Fachhochschulen schon seit 2009. «Wir hätten den Hochschulen dies gerne schon in der letzten Legislatur, mit der großen Novelle des Thüringer Hochschulgesetzes, ermöglicht», erklärte er. Dies sei aber damals nicht konsensfähig gewesen. In der vergangenen Legislatur hatte die Koalition aus Linke, SPD und Grünen noch eine Mehrheit.
Nur wenige Promotionen bisher
«Die Regelung sieht vor, dass besonders forschungsstarke Bereiche sogenannte Promotionszentren bilden. Dies kann und soll auch hochschulübergreifend geschehen», so Müller. Perspektivisch könnten die Hochschulen auch dauerhaft ein Promotionsrecht bekommen. Vorher soll es aber noch eine Evaluation geben.
Schaft erklärte, dass man mit der Änderung den Wissenschaftsstandort Thüringen stärke. Das bisherige Modell der kooperativen Promotionen habe sich nicht bewährt. «Wenn von 991 begonnenen Promotionen an Thüringer Universitäten im Jahr 2021 nur 11 kooperative Promotionen waren, zeigt dies, warum unsere Entscheidung eine richtig und notwendig war», so Schaft.
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