Thüringen will Metall-Pilotabschluss übernehmen
Der im Südwesten erzielte Pilotabschluss für die Metall- und Elektroindustrie soll zügig auch auf Thüringen übertragen werden. Dafür habe sich die Verhandlungskommissionen Mitte ausgesprochen, zu der auch Thüringen gehört, erklärte die IG Metall am Freitag. Die Metall-Arbeitgeber sprachen sich ebenfalls für eine Übernahme aus. In Thüringen fallen knapp 20 000 Beschäftigte unter den Flächentarifvertrag, viele Firmen nutzen ihn aber als Orientierung für Haustarifverträge.
Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Thüringer Metall- und Elektroindustrie, Stephan Fauth, sprach von einem Kompromiss und einem Ergebnis sehr schwieriger Verhandlungen. «Es ist ein teurer Abschluss, der für einige Unternehmen hart an der Schmerzgrenze sein wird», erklärte Fauth. Er enthalte aber viele Möglichkeiten für eine flexible Auszahlung der Gelder sowie eine lange Laufzeit von 24 Monaten, die Ruhe und Planungssicherheit in die Betriebe bringe.
Die Tarifvertragsparteien in Baden-Württemberg haben sich in der Nacht zu Freitag auf eine Steigerung der Entgelte ab 1. Juni 2023 um 5,2 Prozent und ab dem 1. Mai 2024 um weitere 3,3 Prozent verständigt. Zudem sollen die Beschäftigten eine steuerfreie Inflationsprämie in Höhe von 3000 Euro erhalten, die in zwei Schritten ausgezahlt werde. Der Tarifvertrag laufe bis zum 30. September 2024. Die IG Metall hatte zunächst acht Prozent Entgeltzuwachs gefordert.
Jörg Köhlinger, Bezirksleiter und Verhandlungsführer der IG Metall Mitte, nannte den Pilotabschluss einen tragfähigen Kompromiss mit einem erheblichen materiellen Volumen für die Beschäftigten. «Jetzt geht es darum, den Abschluss zügig für die Metall- und Elektroindustrie in Thüringen und der Mittelgruppe mit Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland zu übernehmen. Wenn es nach uns geht, können wir das bereits in der nächsten Woche machen.» Wann genau die Übernahme formal erfolgen soll, war am Freitag noch offen.
An den Warnstreiks seit Ende Oktober hatten sich nach Gewerkschaftsangaben in Thüringen rund 8000 Beschäftigte aus 49 Betrieben beteiligt und zeitweise die Arbeit niedergelegt.
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