Thüringen läutet Bratwurstsaison ein: Tausende Schaulustige
Bei frühlingshaften Temperaturen ist am Samstag in Erfurt die neue Grillsaison in Thüringen eröffnet worden. Der Auftakt wurde nach dreijähriger coronabedingter Pause wieder mit dem Bratwurstspektakel «Rostkultur» zelebriert. Unter den Augen Tausender Schaulustiger, die sich an zwölf verschiedenen Bratwurstständen Appetit holen konnten, wurde im Beisein des Bratwurstkönigs Norbert Abt ein Riesenrost angezündet. Die Veranstalter sprachen von mehr als 20.0000 Gästen auf dem Domplatz.
Die Bratwurst ist nicht nur eine der Nationalspeisen der Thüringer, sie ist auch ein Wirtschaftsfaktor. Die EU erkannte sie 2003 als regionale Spezialität an - seither steht sie auf einer Ebene mit Parmaschinken und Champagner. Laut dem Agrarministerium werden jährlich etwa 42.000 Tonnen des geschützten Wurstklassikers hergestellt. Damit habe sich die Produktion im Freistaat seit 2003 von damals rund 20.000 Tonnen mehr als verdoppelt.
Laut dem Herkunftsverband Thüringer und Eichsfelder Wurst und Fleisch gibt es rund 90 zertifizierte Hersteller der Thüringer Rostbratwurst. Deren Zahl nehme ab, da vor allem viele Handwerksbetriebe in den vergangenen Jahren aufgegeben hätten, sagte der Geschäftsführer des Verbandes, Uwe Keith. Viele kleinere Fleischereien mussten unter anderem wegen Fachkräftemangel und fehlenden Nachfolgern schließen.
Während Länge, Gewicht sowie die überwiegende Verwendung von Schweinefleisch im Naturdarm in der EU-Spezifikation für die Thüringer Bratwurst vorgeschrieben sind, variieren die Gewürzmischungen je nach überlieferter Rezeptur oder regionaler Ausprägung. So dominiere etwa in Nordthüringen neben Salz und Pfeffer Majoran, in Ostthüringen Kümmel und in Südthüringen werde Knoblauch bevorzugt, sagte Keith.
Die Hoch-Zeit des Grillens beginnt im Frühjahr - sobald es draußen warm genug ist, um sich länger im Freien aufzuhalten. Aber auch im Winter - etwa auf Weihnachtsmärkten - werden viele Bratwürste verkauft. Seit dem vergangenen Jahr wird die Thüringer Bratwurstkultur im Landesverzeichnis «Immaterielles Kulturerbe Thüringen» geführt. Angestrebt werde auch die Aufnahme auf die bundesweite Liste, hieß es aus dem Agrarministerium.
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