Thüringen hinkt beim Ausbau der Windkraft hinterher
Beim Ausbau der Windenergie als Stromquelle kommt Thüringen im bundesweiten Vergleich nur recht langsam voran. Im vergangenen Jahr seien im Freistaat effektiv sechs neue Windkraftanlagen dazu gekommen, teilten der Bundesverband Windenergie (BWE) und der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) am Dienstag in Berlin mit. Damit sei die installierte Leistung um 32 Megawatt gestiegen. Thüringen gehöre zusammen mit Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen zu den Flächenländern «mit besonders geringem Zubau», heißt es in der Bestandsanalyse der Verbände.
Wenn neue Anlagen, dann große
Allerdings entstanden in Thüringen mit im Schnitt 243 Metern besonders hohe und mit einer Leistung von über fünf Megawatt besonders leistungsstarke neue Anlagen. Bei der neu installierten Leistung kam Thüringen nach der Studie mit 32 Megawatt allerdings nur auf Rang 11 von 16 Bundesländern - das von der Größe etwa vergleichbare Rheinland-Pfalz kam auf 128 Megawatt; Bayern allerdings nur auf 23 Megawatt und Sachsen au 37 Megawatt.
Beim Repowering - also dem Umrüsten von Windortstandorten auf eine höhere Leistung - kam Thüringen im Ländervergleich auf Rang vier mit einem Anteil an der neu installierten Leistung von 37 Prozent. Insgesamt drehen sich nach der Übersicht der Verbände derzeit im Freistaat 869 Windkraftanlagen zur Stromproduktion.
Infrastrukturministerin Susanna Karawanskij sieht nun vor allem die vier regionalen Planungsgemeinschaften und die Kommunen gefordert, um mehr Tempo beim Windkraftausbau in Thüringen zu machen. Es komme darauf an, mehr Flächen auszuweisen, sagte die Linken-Politikerin in Erfurt. Das Land habe die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen, «dass mehr Windräder gebaut werden können».
Sie verwies darauf, dass nun auch Gemeinden eigene Windenergiegebiete vorsehen können. Thüringen habe das angestoßen - inzwischen sei das bundesweit möglich. Karawanskij: «Bei der Ausweisung gemeindlicher Windenergiegebiete handelt es sich um eine Handlungsmöglichkeit und damit eine Erweiterung der gemeindlichen Planungsspielräume.»
Regionen mit Flächenvorgaben
Der zweite Entwurf des Landesentwicklungsprogramms sehe vor, dass in Nordthüringen 3,0 Prozent der Fläche für Windkraftanlagen ausgewiesen werden sollen. In Mittelthüringen seien es 2,2 Prozent, in Südwestthüringen 2,0 Prozent und in Ostthüringen 1,7 Prozent. Die oppositionelle CDU-Fraktion kritisierte die Vorgaben als formalistisch. Waldflächen stehen laut Karawanskij nach wie vor grundsätzlich für die Windenergienutzung zur Verfügung - auch wenn der Landtag Ende 2023 Einschränkungen beschlossen habe, gegen die es laut Ministerin verfassungsrechtliche Bedenken gibt.
Bundesweit gingen 2023 insgesamt 745 neue Windräder mit einer Gesamtleistung von rund 3,57 Gigawatt in Betrieb - fast 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Branchenverbände nutzten vorläufige Daten der Bundesnetzagentur. Vor allem Schleswig-Holstein ging dabei voran.
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