Theater Erfurt: Zukunft ohne Generalintendanten möglich
Am Theater Erfurt ist der Abschied vom Generalintendanz-Modell denkbar. «Es ist eine starke Tendenz, wir können uns das auch von Seiten der Stadt vorstellen, aber es muss natürlich noch durch den Stadtrat», sagte Thomas Grysko, Projektleiter Theater und Kultur der Landeshauptstadt am Dienstag. Das sei ein Ergebnis eines Beteiligungsprozesses zwischen Bürgern und der Stadt gewesen, bei dem es um die künftige Ausrichtung des Theaters gegangen sei. Zuerst hatte MDR Thüringen darüber berichtet. «Die Idee ist, dass es keinen Generalintendanten mehr gibt, der auch künstlerischer Leiter ist, stattdessen soll es ein Leitungsgremium auf Augenhöhe geben», sagte Grysko.
Nach einer Vertragsverlängerung bleibt der aktuelle Generalintendant Guy Montavon noch bis Juli 2027 Chef an dem Haus in Erfurt. Nach einer Übergangszeit sei das neue Modell dann denkbar, so Grysko.
Die Diskussion darüber, wie zeitgemäß eine Generalintendanz für Theaterhäuser ist, wird seit einiger Zeit geführt - längst nicht nur in Thüringen. Am Badischen Staatstheater in Karlsruhe etwa wurde im vergangenen Jahr die Abschaffung des Modells und die Einführung eines Dreier-Gremiums beschlossen, das das Haus gemeinsam leitet. Zuvor war der dortige frühere Generalintendant wegen seiner Personalführung und seines autoritären Führungsstils heftig in Kritik geraten und musste das Haus im Jahr darauf vorzeitig verlassen. Auch in Erfurt wurde in der Vergangenheit innerhalb und außerhalb des Theaters Kritik am Führungsstil des Generalintendanten laut.
Auch die Wiedereinführung der Schauspielsparte am Theater sei denkbar, sagte Grysko. Seit 2003 gibt es an dem Haus kein eigenes Schauspielensemble mehr, stattdessen liegt der Fokus auf Musiktheater. Mit Blick auf die Finanzierungsfrage sei etwa denkbar, dass es Abstriche beim Musiktheater gebe, um Mittel für die Schauspielsparte frei zu machen, so Grysko. Bisher sieht es nicht danach aus, dass etwa das Land dem Theater mehr Geld für das Vorhaben zur Verfügung stellen wird. «Es wird nicht so, wie wir uns das wünschen», sagte Grysko. Spielräume für eine kleine, bewegliche zusätzliche Sparte seien aber wohl möglich. Auch hier sei aber der Stadtrat noch gefragt.
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