Tausende bei Männerwallfahrt: Bischof warnt vor Ausgrenzung
Der katholische Bischof Ulrich Neymeyr hat bei der traditionellen Männerwallfahrt zum Klüschen Hagis dazu aufgerufen, gegen die Ausgrenzung von Menschen einzutreten. Bei einem Gottesdienst im Grünen am Donnerstag im Eichsfeld sagte Neymeyr, die emotionalen Reflexe gegen aus der Ukraine gekommene Sinti und Roma zeigten, «dass gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit noch lange nicht überwunden ist».
Das gelte auch für die Ablehnung, auf die viele Menschen stießen, die eine anderen Hautfarbe oder ein anderes Aussehen als die Mehrheit in Deutschland haben. Für Christen sei jeder Mensch zuerst und zunächst ein Geschöpf Gottes. Das sei eine enorme Herausforderung, so der Bischof. Er rief in seiner Predigt auch zum Widerstand gegen Rassismus und Rechtsextremismus auf. «Wir müssen als Deutsche immer wachsam sein gegenüber Ungeistern, für die unser Volk offensichtlich besonders anfällig ist», sagte Neymeyr. Von der Verharmlosung des Holocaust sei es nur ein kurzer Weg über die Gutheißung des Holocaust bis hin zu seiner Wiederholung. «Das müssen wir bei Anschlägen auf Synagogen in unserem Land erfahren.»
Zu der Wallfahrtskirche Klüscher Hagis kamen in diesem Jahr einige Tausend Menschen, viele Männer, aber auch Familien. Die Männerwallfahrt des Bistums Erfurt am Himmelfahrtstag hat eine jahrzehntelange Tradition. Das diesjährige Leitwort lautet: «Seid wachsam, steht fest im Glauben, seid mutig, seid stark!». Auch anderorts in Thüringen wurden Gottesdienste gefeiert, beispielsweise in der Martinikirche Kammerforst.
Der Himmelfahrtstag wurde von Männern aber auch zu den traditionellen Wanderungen mit Freunden, Bollerwagen, Bratwurst und Bier genutzt. Andere trafen sich in Gärten und auf Terrassen zu fröhlichen Runden. Bis zum Nachmittag meldet die Polizei keine größeren Vorkommnisse oder Schlägereien von Alkoholisierten. «Es ist unerwartet ruhig», sagte ein Sprecher der Landeseinsatzzentrale in Erfurt.
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