Tarifstreit in Süßwarenindustrie: Warnstreiks in Thüringen
Mehr als 200 Beschäftigte haben nach Gewerkschaftsangaben am Montag mit Warnstreiks in Kahla und Saalfeld ihrer Forderung nach höheren Entgelten in der Süßwarenindustrie Nachdruck verliehen. Im Kahler Werk von Griesson-de Beukelaer traten laut der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) rund 115 Arbeitnehmer in einen mehrstündigen Ausstand. «Die komplette Spätschicht hat sich beteiligt, die Produktion steht still», sagte der NGG-Geschäftsführer für die Region Thüringen, Jens Löbel. Bei Stollwerck in Saalfeld hätten knapp 100 Mitarbeiter zeitweise die Arbeit niedergelegt.
Die Gewerkschaft NGG verhandelt derzeit mit dem Bundesverband der Süßwarenindustrie (BDSI) über höhere Löhne für die deutschlandweit rund 60 000 Beschäftigen der Branche. Von den Verhandlungen seien in Thüringen rund 4000 Beschäftigte betroffen. Das Angebot der Arbeitgeber, die Löhne um 3,8 Prozent in diesem Jahr und 2,9 Prozent in 2024 zu erhöhen, werde der prekären Situation vieler Arbeitnehmer nicht gerecht, kritisierte Löbel. Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) bezeichnete die Warnstreiks am Montag als «vollkommen unbegründet und restlos überzogen».
Die Gewerkschaft fordert 500 Euro mehr in den unteren Tarifgruppen und 400 Euro mehr in allen anderen Entgeltgruppen. Die steigende Nachfrage gerade im Lebensmitteleinzelhandel führe zu wachsenden Umsätzen bei den Herstellern, an denen auch die Beschäftigten der Branche beteiligt werden sollen, hieß es. Die dritte Tarifrunde soll es am 22. und 23. Juni geben. Die beiden Betriebe in Saalfeld und Kahla seien erst der Auftakt für weitere Warnstreiks in der Thüringer Süßwarenindustrie.
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