Mit einer Pflanzmaschine werden Pfropfreben zur Neupflanzung von Rebstöcken in die Erde gebracht., © Robert Michael/dpa/Symbolbild
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«Swimmingpool» und Drohne: Winzer suchen Wasser

27.06.2022

Lange Perioden ohne ausreichend Regen bereiten den Winzern zunehmend Sorgen. «Neben extremen Frost oder Hagelschlag zählt Trockenheit zu den stärksten Risiken im Weinanbau», sagte ein Sprecher des Deutschen Weininstituts (DWI/Bodenheim/Rheinland-Pfalz). Langjährige Aufzeichnungen hätten bewiesen, dass Wetterextreme in den vergangenen ein bis zwei Dekaden zugenommen haben. Um dem zu begegnen, gibt es zum Beispiel im Anbaugebiet Saale-Unstrut, wo seit 1000 Jahren Wein angebaut wird, Pläne, Regenrückhaltebecken und Brunnen zu reaktivieren, wie ein Sprecher des Weinbauverbandes in Freyburg sagte. Vorratsbecken, die während der langen Geschichte des Weinbaus angelegt wurden, seien in etwa so groß wie ein «Swimmingpool».

Neben dem Anlegen von Wasservorräten für Trockenperioden gelte es auch, mehr Anlagen zur sanften Tröpfchenbewässerung der Rebanlagen zu ermöglichen. «Das ist aufwendig und kostspielig», sagte der Weinbaupräsident von Saale-Unstrut, Hans Albrecht Zieger. Die Winzer seien dabei, ein langfristiges Konzept zu erarbeiten und hoffen auf staatliche finanzielle Hilfen.

Denn die Trockenheit führe dazu, dass weniger Erntemenge eingefahren werden. «Wir haben vier magere Jahre hinter uns», sagte der Weinbaupräsident mit Blick auf die Erträge. Die Region sei und bleibe indes ein klassisches Weißweingebiet, wenn auch Roséweine oder Rotweine wie Spätburgunder an Beliebtheit beim Verbraucher zunehmen.

Grund zur Panik bestehe wegen der Trockenperioden insgesamt laut DWI noch nicht. Reben seien Lianengewächse, die sich ihr Wasser über die Wurzeln aus bis zu zehn Metern Tiefe und mehr aus dem Boden holen können, sagte der Sprecher des DWI. Für den Weinbau sei eine gute Mischung aus Sonne und Regen, Feuchtigkeit und Wärme wichtig - jedes Jahr aufs Neue. Allerdings werde bei Neupflanzungen in Deutschland mehr darauf geachtet, welche Rebsorten künftig besser mit wenig Regen zurechtkommen. Denn es gehe letztlich darum, die Erträge der Weinbaubetriebe und damit deren Existenz zu sichern, sagte er.

In Anbaugebieten wie in Sachsen werden auch Reben gesetzt, die sonst eher aus südlichen Ländern in Deutschland oder aus Frankreich bekannt sind. «Vor allem Rotweine werden von den klimatischen Veränderungen im Elbtal profitieren, ihre Bedeutung wird weiter steigen», sagte Martin Junge, Sprecher des Sächsischen Staatsweinguts Schloss Wackerbarth (Radebeul).

Während Rotweine in Deutschland demnach aktuell bereits auf rund einem Drittel der Rebfläche wachsen, sind rote Trauben in Sachsen bisher nur auf 18 Prozent der Weinberge zu finden. Um das Potenzial neuer Rotweine für das Weinbaugebiet Sachsen zu testen, hätten die Winzer von Schloss Wackerbarth in den letzten zwei Jahren vier Hektar mit Rotwein neu aufgerebt.

Auf einer Steillage in Radebeul (Landkreis Meißen) pflanzten sie im vergangenen Jahr auf einer Gesamtfläche von 1,3 Hektar insgesamt 6500 Rebstöcke einer französischen Rotweinsorte. Das Weingut möchte mit diesem Versuchsanbau eine traditionelle Rebsorte wieder in die deutschen Weinberge zurückbringen.

Seit diesem Jahr betreiben Wackerbarths Winzer zudem zwei Wetterstationen in den eigenen Weinbergen in Radebeul und Diesbar-Seußlitz im Landkreis Meißen. Diese helfen den Angaben zufolge dabei, für die gezielte und schonende Bewirtschaftung der Weinberge relevante Daten vor Ort zu sammeln. Generell testeten die Winzer die Potenziale neuer Technologien für den Weinbau, wie etwa auch den Einsatz von Drohnen.

Saale-Unstrut mit Anbauflächen in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg, und das Anbaugebiet Sachsen gehören zu den nördlichsten Weinregionen in Europa. Typisch sind trocken ausgebaute Weine wie Müller-Thurgau, Weiß- und Grauburgunder, Portugieser und Dornfelder. Der Riesling sei hier zudem mehr im Kommen. «Dieser Wein gewinnt auch für uns an Attraktivität im Anbau, und passt auch zu jeder Speise hervorragend», sagte Zieger.

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