Die Sonne geht hinter Windrädern auf., © Julian Stratenschulte/dpa/Symbolbild
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Studie sieht Milliardenpotenzial durch Energiewende

16.05.2023

Thüringens Wirtschaft hat nach einer Studie ein zusätzliches Wachstumspotenzial von 23,5 Milliarden Euro bis 2035, wenn der Ausbau erneuerbarer Energien im Gleichklang mit der Senkung des CO2-Ausstoßes gelingt. Dafür seien immense Investitionen nötig, sagte Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) am Dienstag nach der Kabinettssitzung in Erfurt. Prioritäten auch bei der staatlichen Investitionsförderung müssten neu gesetzt werden.

Tiefensee bezifferte die jährlich nötigen zusätzlichen Investitionen auf etwa 380 Millionen Euro. «Die Summen sind tatsächlich schwindelerregend.»

Der Minister verwies darauf, dass ein Teil der Gelder aus dem Corona- und Energiehilfspaket des Landes dafür genutzt werden soll. Er nannte einen Dekarbonisierungsbonus - also eine Unterstützung, um den CO2-Ausstoß der Unternehmen zu senken. Zudem gebe es auch neben den angekündigten Bundeshilfen Überlegungen, zinsgünstige Darlehen aufzulegen. Dazu würde das Grundkapital der landeseigenen Aufbaubank um 50 Millionen Euro aufgestockt.

Es gehe aber auch darum, dass beispielsweise Windkraftprojekte von Unternehmen nicht an bürokratischen Hürden oder dem Widerstand von regionalen Initiativen scheiterten. «Wir müssen bei erneuerbaren Energien vorankommen.» Beim Strompreis müsste eine gute Balance gefunden werden, um die Wettbewerbsfähigkeit auch energieintensiver Branchen zu erhalten. Das setze voraus, dass Thüringen bei Energietrassen, auch für Wasserstoff, angeschlossen werde.

Gefordert sei vor allem die Industrie, die derzeit noch etwa 30 Prozent der Emissionen verursache. «Von den Unternehmen erwarte ich, dass sie Konzepte entwickeln.» Auch beim Bund sieht der SPD-Politiker die Notwendigkeit, Prioritäten zu setzen. Er sei skeptisch, ob die Ausrüstung der Bundeswehr, die Digitalisierung oder die Sanierung maroder Brücken mit gleicher Intensität möglich sein werde.

Kehrseite der Ergebnisse der Thüringer Studie: «Wenn es nicht gelingt, die Unternehmen zu dekarbonisieren und gleichzeitig in ausreichendem Umfang Energie aus erneuerbaren Quellen bereitzustellen, wird dies mit einem dramatisch schwächeren Wirtschaftswachstum einhergehen», so Tiefensee. Das habe Auswirkungen auf den Wohlstand in Thüringen.

«Wollen Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben, ist die Umstellung auf klimaneutrale Prozesse ein Muss», äußerte der Minister. Viele Unternehmen stünden vor enormen finanziellen und organisatorischen Herausforderungen. Derzeit stammten noch rund 70 Prozent der von den Thüringer Industriebetrieben genutzten Energie aus fossilen Quellen.

© dpa-infocom, dpa:230516-99-711260/3

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