Strompreis für viele EnviaM-Kunden steigt um fast 9 Prozent
Der ostdeutsche Energieversorger EnviaM erhöht zum 1. Juni den Strompreis für rund 700 000 Kunden. Der Preis steige um knapp 9 Prozent auf 32,21 Cent je Kilowattstunde (brutto), teilte das Unternehmen am Montag in Chemnitz mit. Betroffen sind den Angaben nach Privat- und Gewerbekunden in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg in der Grundversorgung. Begründet wurde der Schritt mit stark gestiegenen Großhandelspreisen bei gestiegener Nachfrage auf Kundenseite. «Die Kunden werden sich auch in den Folgejahren auf Preiserhöhungen einstellen müssen», sagte Vertriebsvorstand Andreas Auerbach.
Seinen Berechnungen zufolge werden die Kunden aufs gesamte Jahr betrachtet trotzdem nicht mehr Geld für Strom zahlen als bisher. Grund ist die vom Bund geplante Abschaffung der Ökostrom-Umlage zum 1. Juli. Sie beträgt bisher 3,72 Cent pro Kilowattstunde (netto). Auerbach betonte, dass auch danach noch Steuern, Abgaben und Umlagen einen hohen Anteil am Strompreis ausmachen und mahnte weitere Entlastungen an. Er forderte, den ermäßigten Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent auch auf Strom anzuwenden und die Stromsteuer zu senken.
Insgesamt hat das Unternehmen nach eigenen Angaben rund 1,1 Millionen Stromkunden. Von der jetzigen Anhebung zunächst nicht betroffen seien Kunden mit Individualverträgen oder Preisgarantie, hieß es. Außerhalb des Grundversorgungsgebiets bietet das Unternehmen derzeit keine Verträge für Neukunden an.
Angesichts des Ukraine-Krieges müssen sich laut Auerbach auch Gaskunden auf eine Preiserhöhung noch in diesem Jahr einstellen. Details nannte er noch nicht. Sein Unternehmen selbst speichere Gas nicht längerfristig, sondern nur jeweils im Sommer für den Winter. Angesichts der aktuellen Jahreszeit sei diese Reserve nahezu aufgebraucht. Mit Blick auf die Diskussion um ein Gasembargo gegen Russland erklärte er: «Der Ausfall von russischem Gas würde die gesamte deutsche Gaswirtschaft treffen - Ost wie West gleichermaßen.» Für den Sommer hätte dies noch keine größeren Folgen, sondern voraussichtlich erst für den Winter.
Die Bundesregierung lehnt einen Stopp russischer Energielieferungen weiterhin ab, wie er nach den Gräueltaten in der ukrainischen Stadt Butscha vermehrt diskutiert wird. Ein sofortiges Embargo mit einem Stopp von Gaslieferungen würde die deutsche Wirtschaft deutlich mehr schädigen als dies Putins Wirtschaft schade, hat der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Oliver Krischer (Grüne), am Montag bei einem Online-Pressetermin der nordrhein-westfälischen Grünen bekräftigt.
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