Stadtbad Sömmerda nach Sanierung offen und barrierefrei
Thüringens erstes inklusives Freibad hat nach Angaben des Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderung in Sömmerda den Regelbetrieb aufgenommen. Dank barrierefreier Grundausstattung und digitalen Orientierungssystems können sich nach rund drei Jahren des Umbaus nun alle Gäste in dem frisch sanierten Bad uneingeschränkt erholen, teilte das Büro des Thüringer Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderungen (TLMB) anlässlich der Eröffnung am Donnerstag mit.
«Das Inklusionsbad in Sömmerda ist ein Meilenstein für den Abbau von Barrieren im Alltag von Menschen mit Behinderungen», sagte der Landesbeauftragte Joachim Leibiger. «Teilhabe beschränkt sich nicht nur auf die Bereiche Arbeit, Beruf und Ausbildung, sondern umfasst insbesondere auch die Freizeit, den Tourismus und die Mobilität.»
«Es wäre in der Tat sehr wünschenswert, wenn alle Bäder in Thüringen so ausgestattet wären», sagte Kerstin Eckardt von der hiesigen Kreisorganisation des Thüringer Blinden- und Sehbehindertenverbandes. Das sei nicht nur für Behindertengruppen, sondern auch für Eltern mit Kinderwagen, für Senioren und viele andere hilfreich.
Speziell für Menschen mit Sehbehinderung sei es wichtig, dass ihnen Orientierungshilfen an die Hand gegeben werden. «Denn man weiß ja nicht, wo man dann drauf zuläuft. Kommt da das Wasserbecken, wo man dann rein stürzt oder kommen da Bänke. Wo ist die Liegewiese? Wie komme ich da hin? Wie komme ich zu den Toilettenanlagen?», so Eckardt, die selbst keine volle Sehkraft hat. All diese Dinge seien in Sömmerda entsprechend der UN-Konvention berücksichtigt worden. «Das muss einfach Standard sein. Öffentliche Bereich müssten für alle gleichermaßen zugänglich sein.»
Das Leitsystem «BlindFind», das blinde und sehbehinderte Badegäste durch das Freibad leiten soll, stelle eine Verbesserung der Orientierbarkeit für Menschen mit Sehbehinderungen dar, mache den selbstständigen Besuch des Freibads möglich und verbessere damit die Lebensqualität der Betroffenen, sagte Leibiger weiter. Finanziert wurde das digitale Orientierungssystem durch das sogenannte Barrierefreiheitsförderprogramm, dass der TLMB zusammen mit der Thüringer Aufbaubank Ende 2021 gestartet hatte.
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