Solarworld: Insolvenzverwalter fordert Geld zurück
Der Insolvenzverwalter des untergegangenen Solarzellen-Herstellers Solarworld fordert von der ehemaligen Führungsriege der Firma 731 Millionen Euro zurück. Ex-Chef Frank Asbeck und weitere frühere Vorstandsmitglieder erschienen am Donnerstag vor dem Bonner Landgericht, wo sie sich dem Vorwurf der Insolvenzverschleppung stellen müssen.
Aus Sicht von Insolvenzverwalter Horst Piepenburg war das Unternehmen schon Mitte 2016 pleite und nicht erst im Mai 2017. Für die in diesem Zeitraum getätigten Zahlungen - besagte 731 Millionen Euro - will er den damaligen Vorstand in Haftung nehmen.
Solarworld hatte von Bosch Solar eine große Produktionsstätte bei Arnstadt übernommen, die im Zuge der Insolvenz die Fertigung von Solarzellen einstellen musste.
Die insgesamt fünf Beklagten wiesen vor Gericht die Vorwürfe zurück. Ihre Anwälte betonten in der Verhandlung am Donnerstag, dass es 2016 durchaus noch eine positive Fortführungsprognose gegeben habe. Der Vorsitzende Richter Uwe Schneiders ließ daran aber Zweifel erkennen. Angesichts chinesischer Produktionsüberschüsse sei damals absehbar gewesen, «dass die Preise nicht mehr zu halten waren [...] und dass auf den Märkten die Preise ins Rutschen geraten sind», sagte er und wies darauf hin, dass die Beweislast für die positive Fortführungsprognose aufseiten der Beklagten liege.
Solarworld war wegen der harten chinesischen Konkurrenz und des globalen Preisverfalls bei Solarmodulen in Schieflage geraten. Die Firma ging 2017 pleite, ein Neustart mit einem kleineren Nachfolge-Unternehmen schlug fehl und führte erneut in die Insolvenz. 2018 wurde die Produktion eingestellt. Die Vorwürfe in dem Bonner Verfahren beziehen sich auf die erste Insolvenz.
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