Schulungszentrum für bis zu 60.000 Menschen jährlich
Die Deutsche Bahn AG (DB) steckt etwa 110 Millionen Euro in ein bundesweites Weiterbildungszentrum, das in den kommenden Jahren in Erfurt gebaut wird. Mit dem DB-Campus in der Thüringer Landeshauptstadt entstehe ein zentraler Lern- und Begegnungsort für die Beschäftigten des Unternehmens, eine Art «Mannschaftskabine des Teams DB», sagte der Vorstandsvorsitzende Richard Lutz am Donnerstag in Erfurt. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sprach von einem zentralen Personalentwicklungszentrum für die Zukunft der Bahn.
Alte Lagerhallen werden genutzt
In dem Zentrum, das auf dem Areal eines ehemaligen Güterbahnhofs angesiedelt wird, sollen nach kompletter Fertigstellung Ende 2028 Begegnungs- und Schulungsmöglichkeiten für bis zu 60.000 Bahn-Beschäftigte jährlich angeboten werden. Der Campus biete dann 7600 Quadratmeter Fläche für Seminare und Veranstaltungen sowie 15.000 Quadratmeter Grün- und Freizeitanlagen.
60 Prozent der erforderlichen Gebäude sollen neu entstehen, der Rest seien vorhandene Gebäude, die dafür umgebaut würden. Derzeit hängen in den alten Lagerhallen des ehemaligen Güterbahnhofs noch Spinnweben von Decken und Balken.
Erstes Gebäude Ende 2025
Mit der Fertigstellung des ersten Gebäudes voraussichtlich Ende nächsten Jahres soll die Kapazität nach Unternehmensangaben zunächst bei bis zu 15.000 Teilnehmern liegen. Ziel sei es, Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen aus den verschiedensten Unternehmensbereichen das komplexe System Bahn verständlich erlebbar zu machen
Ramelow bot der Bahn an, dass Erfurt mit seiner Fachhochschule auch ein wichtiger Standort für die zentrale Ausbildung von Verkehrsingenieuren werden könne. Das Land unterstützt das Projekt, das nach Angaben von Ramelow der Kern eines neuen Stadtquartiers in Erfurt werden solle. «Thüringen steht mit der Landesentwicklungsgesellschaft bereit, dieses Quartier zu entwickeln.» Die Landesgesellschaft soll unter anderem dafür sorgen, dass Übernachtungsmöglichkeiten entstehen - von bis zu 500 zusätzlichen Betten zu den bestehenden Hotelkapazitäten in Erfurt ist die Rede.
Erfurt ist ICE-Drehkreuz
Die Landeshauptstadt ist seit einigen Jahren ICE-Knoten mit ihrer zentralen Lage in Deutschland. Es gebe aber auch eine Reihe von Vorschlägen zur Reaktivierung stillgelegter Regionalbahnstrecken im Freistaat, so Ramelow. «Hört auf, an der Infrastruktur zu sparen», forderte der Ministerpräsident die Bundesregierung auf. Zudem äußerte Ramelow den Wunsch, dass es bald zu einer Tarifeinigung zwischen Bahn und der Gewerkschaft der Lokführer kommt. «Denn stehende Züge finde ich blöd.»
Erfurt habe sich gegenüber 13 anderen Bewerberstädten beim DB Campus durchgesetzt, sagte Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD). Der Campus soll nach seinen Angaben eine «Schlüsselinvestition» für das seit Jahren diskutierte Projekt ICE-City werden. Die Stadt übernehme zusammen mit dem Land auch einen finanziellen Beitrag für die Erschließung des Geländes. Zur Höhe der Gelder machte Bausewein keine Angaben.
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