Schramm: Ukraine-Krieg schändet Ansehen einstiger Befreier
Der Vorsitzende der jüdischen Landesgemeinde in Thüringen, Reinhard Schramm, hat die «überragende historische Bedeutung» des 8. Mai 1945 als Tag der Befreiung Europas vom Nationalsozialismus betont. Diese könne auch nicht durch den russischen Angriffskrieg gegen das ukrainische Volk in Frage gestellt werde, sagte Schramm am Sonntag bei einer Gedenkveranstaltung in Erfurt. «Und doch schändet dieser Krieg das Ansehen einstiger Befreier», hieß es im Redemanuskript. Unter dem Eindruck des Ukraine-Kriegs wurde in Thüringen an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 77 Jahren erinnert.
Der Forderung des Jahres 1945 «Nie wieder!» folge heute angesichts des Krieges gegen das ukrainische Volk die internationale Solidarität mit der Ukraine, einschließlich militärischer Unterstützung gegen den Aggressor. Zugleich benötige die Ukraine eine überzeugende Vision für die Nachkriegszeit. «Völkerhass und wachsender Nationalismus darf in Europa nicht bestimmend sein», forderte Schramm.
Das Gedenken zum Tag der Befreiung in Erfurt hatten die Deutsch-Russische Freundschaftsgesellschaft Thüringen, die Deutsch-Amerikanische Gesellschaft Erfurt und der Verband der Verfolgten des Naziregimes organisiert. Fahnen, Transparente oder andere politische Symbole im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine waren untersagt. Am 8. Mai 1945 endete mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht der von Hitler-Deutschland entfesselte Zweite Weltkrieg in Europa, der viele Millionen Menschen das Leben gekostet hat.
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