Schau auf Leuchtenburg blickt in Zuchthaus-Vergangenheit
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Schau auf Leuchtenburg blickt in Zuchthaus-Vergangenheit

18.07.2023

Die Leuchtenburg gewährt nun tiefere Einblicke in das Leben der Gefangenen des früheren Zuchthauses auf Burg. Mehr als 5000 Schicksale hole der neue Ausstellungsteil ans Tageslicht, teilte die Stiftung Leuchtenburg am Dienstag mit. Zentrum der Schau sei ein spezieller Spiegel, in dem Besucherinnen und Besucher ausgehend vom eigenen Spiegelbild ehemalige Burgbewohnerinnen und -bewohner kennen lernen können. Die Betrachtenden würden dabei durch digitale Überblendung scheinbar selbst zu den damals lebenden Personen. «Ein neues und tiefes Verständnis der Lebensumstände vergangener Jahrhunderte entsteht», so die Stiftung.

Grundlage für die Schau lieferten im Altenburger Staatsarchiv gelagerte Akten und Gegenstände der in der Burg Festgehaltenen - darunter auch arme Menschen und solche mit psychischen Erkrankungen. Auch Liebesbekundungen sowie ein Dietrich und ein Abschiedsbrief, die Zeugnisse eines Ausbruchs sind, gehören zu den Archivfunden.

Der Weg zur neuen Präsentation sei ein «Mammutprojekt» gewesen. Die Stiftung digitalisiere seit Anfang 2021 die betroffenen Akten; erfasse und werte sie mit Unterstützung des Förderkreises Leuchtenburg und weiteren Geschichtsaktiven des Saale-Holzlandkreises aus. Gäste der Leuchtenburg haben nun laut Stiftung Zugriff auf diese «nicht nur für die Familienforschung und die Burggeschichte interessanten Daten» etwa zu Namen, Berufen und Haftgründen.

Der neue Ausstellungsbereich erweitert die bereits vorhandene Ausstellung zum Zucht-, Armen- und Irrenhaus im sogenannten Münzturm der Burg. Dort wurde zu Zuchthauszeiten anstaltseigenes Zahlungsmittel geprägt. Insassen konnten den Angaben nach bei Händlern in Kahla Versorgung kaufen, ohne dass sie das Geld für Bestechungszwecke hätten verwenden können. Die Händler wiederum hätten das Geld bei der Zuchthausleitung eintauschen können.

Die mittelalterliche Burganlage wurde von 1724 bis 1871 als landesherrschaftliches Zucht-, Armen- und Irrenhaus genutzt. Etwa 5200 Menschen seien in dieser Zeit inhaftiert worden - vor allem wegen Delikten aus sozialer Not, hieß es bei der Stiftung. Die Betroffenen wurden häufig zu Arbeitsdienst verurteilt. «Manufakturen aus dem Umland nutzten die billigen Arbeitskräfte, die sie von der Zuchthausleitung mieten konnten, für die Produktion von Spielzeug, Porzellan, Kleidung, Stoffen und Zigarren.»

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© dpa-infocom, dpa:230718-99-444237/2

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