Ramelow: Religionsfreiheit darf nicht unter Räder kommen
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sieht angesichts des Ukraine-Kriegs auch das Recht auf Religionsfreiheit unter Druck. Die Religionsfreiheit könne nicht als selbstverständlich genommen werden, wenn sie instrumentalisiert und als Teil kriegerischer Auseinandersetzung genutzt werde, sagte Ramelow am Montag in Erfurt nach einem Gespräch der Landesregierung mit den evangelischen Kirchen und römisch-katholischen Bistümern.
Die Demokratie zu verteidigen, heiße auch, das Recht auf Religion und Ausübung zu verteidigen, sagte Ramelow. Das gelte gleichfalls für ukrainische Flüchtlinge, die unter dem Einfluss der russisch-orthodoxen Kirche stünden. «Wir müssen Menschen, die als Geflüchtete zu uns kommen, einladen, dass sie ihre Religion leben können, aber eben nicht als Ausgrenzung gegen andere.»
Laut dem Erfurt Bischof Ulrich Neymeyr sind sowohl die evangelische als auch die römisch-katholische Kirche in der Ukraine nicht stark vertreten. Die meisten Flüchtlinge, die nach Thüringen kämen, gehörten zum Patriarchen von Kiew (ukrainisch-katholisch) und hätten im Freistaat keinen eigenen Priester. Die orthodoxen Christen würden unterstützt, so dass auch sie Gottesdienste feiern könnten.
Neymeyr mahnte zugleich, dass es keine Flüchtlinge erster und zweiter Klasse geben dürfe. Syrer hätten genauso Schlimmes erlebt und Aleppo gleiche dem zerstörten Mariupol. Zudem liege in manchen Gegenden die Zukunft katholischer Gemeinden in den Katholiken, die aus anderen Ländern nach Thüringen gekommen seien, sagte der Bischof.
Der evangelische Landesbischof Friedrich Kramer nannte die Hilfsbereitschaft für die ukrainischen Flüchtlinge großartig und ermutigend. Die Aufarbeitung der eigenen Geschichte stärke auch die Widerstandsfähigkeit in Zeiten der Zerreißprobe.
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