Bodo Ramelow, Thüringens Ministerpräsident., © Michael Reichel/dpa/Archivbild
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Ramelow: Hürden für AfD-Verbot sind sehr hoch

28.12.2022

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sieht die Debatte um ein AfD-Verbotsverfahren kritisch. «Wer über einen Verbotsantrag spricht, muss die Hürden dafür im Blick haben», sagte Ramelow der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. Diese seien hoch, das habe vor einigen Jahren das von den Bundesländern erfolglos betriebene Verbotsverfahren gegen die rechtsextreme NPD vor dem Verfassungsgericht in Karlsruhe gezeigt.

Danach gehe es um die Mächtigkeit und die Bedrohlichkeit einer Partei für die Demokratie, die gerichtsfest zu belegen sei, sagte Ramelow. Nötig sei der Nachweis, dass eine Partei gegen das Grundgesetz und damit die freiheitlich-demokratische Grundordnung vorgehe und gleichzeitig das Potenzial habe, dieses Ziel auch umzusetzen. «Wer über ein Verbot redet, muss diese beiden Punkte zweifelsfrei belegen.»

Ramelow vertrat damit eine andere Haltung als die SPD, die in Thüringen zusammen mit Linken und Grünen die Regierung stellt. Der SPD-Landesvorsitzende und Innenminister Georg Maier sowie die Vize-Landtagspräsidentin der SPD, Dorothea Marx, hatten sich dafür ausgesprochen, ein Verbotsverfahren gegen die AfD vorzubereiten. Maier hatte unter anderem auf die Festnahme einer AfD-Politikerin nach der bundesweiten Razzia wegen Umsturzvorbereitungen von «Reichsbürgern» verwiesen.

Der Ministerpräsident plädierte dafür, die zuständigen Stellen vor einer öffentlich geführten Verbotsdebatte ihre Arbeit machen zu lassen. Es gehe nicht um Meinungen, sondern um gerichtsfeste Belege, dass die AfD den Staat zersetzen wolle. Im Landtag in Erfurt stellt die AfD nach Linke und CDU die drittstärkste Fraktion.

Die Partei mit ihrem umstrittenen Vorsitzenden Björn Höcke wird in Thüringen bereits vom Verfassungsschutz wegen gesichert extremistischer Bestrebungen beobachtet. In einigen Umfragen der vergangenen Wochen war sie die stärkste Partei in Thüringen. Bei einem Verbotsverfahren geht es allerdings nicht um einen Landesverband, sondern die gesamte AfD.

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