Protest reißt nicht ab: wieder Traktor-Demozüge
Landwirte haben mit ihren Traktoren am Montag auch in Thüringen weiter gegen Subventionskürzungen protestiert und somit zu teils erheblichen Verkehrseinschränkungen geführt. In verschiedenen Regionen des Landes waren Korsos unterwegs, teils kam es auch zu Blockaden.
Hochschwangere steckt mit Auto im Stau fest
In Jena griff die Polizei ein, um einer Schwangeren zu helfen, die wegen einer Bauernkolonne in einem Stau steckte. Die Frau stand kurz vor der Entbindung. Ihr Begleiter bat um schnelle Hilfe. «Die seinerseits unerwartete, erhebliche Verzögerung versetzte sowohl ihn als auch seine Begleiterin nachvollziehbar in zusätzlichen Stress», berichtete die Polizei. Ein Funkstreifenwagen habe daraufhin das Auto mit Sonder- und Wegerechten ins Klinikum Jena begleitet.
Der Korso in Jena zählte zeitweise etwa 500 Zugmaschinen, Lastwagen, Traktoren und Autos. Diese waren in Stadtroda gestartet, rollte dann bis nach Jena und von dort wieder zurück. Die Kolonne habe eine Länge von bis zu zehn Kilometern erreicht. Verkehrssperrungen und Rückstaus ergaben sich.
Proteste und Behinderungen auch in anderen Regionen
Im Landkreis Nordhausen kündigten die Landwirte an, bis in den frühen Abend hinein eine nahe der Autobahn 38 gelegene Kreuzung zwischen Niedergebra und Elende zu blockieren. Außer Rettungskräften sei dort niemand durchgekommen, sagte eine Polizeisprecherin. Im Eichsfeld war unter anderem ein Autokorso mit etwa 70 Fahrzeugen unterwegs. In der Region seien auch Kreisel mit Traktoren besetzt worden. Die Straßen seien für den Verkehr aber freigehalten worden. Auf der B176 zwischen Döllstädt (Landkreis Gotha) und Andisleben (Landkreis Sömmerda) pendelten die Landwirte den Angaben zufolge mit etwa 70 Traktoren hin und zurück.
Großkundgebung in Berlin
Seit Tagen demonstrieren Landwirte bundesweit im Rahmen einer Protestwoche gegen Kürzungen der Berliner Ampel-Regierung im Agrarbereich. Als Reaktion hatte die Bundesregierung bereits angekündigt, einen Teil der geplanten Subventionskürzungen zurückzunehmen. In Berlin kamen zu einer zentralen Kundgebung am Montag laut Schätzungen von Bauernpräsident Joachim Ruckwied rund 30 000 Demonstranten zusammen. Auch aus Thüringen waren dem hiesigen Bauernverband zufolge 1000 Teilnehmende angereist.
Protest nicht mehr nur wegen Subventionskürzungen
«Die vorgesehenen Mittelkürzungen im Agrarbereich treffen das Rückgrat der Wirtschaft im ländlichen Raum und sind völlig inakzeptabel», kritisierte Thüringens Bauernpräsident Klaus Wagner. Inzwischen richte sich der Protest aber nicht mehr nur gegen Subventionskürzungen. Wagner bemängelte auch eine bürokratische Überregulierung durch die Bundesregierung.
Würde die Politik den Forderungen der Landwirte nicht entgegenkommen, werde der Thüringer Bauernverband weiter protestieren. Wie und welche Form dafür genutzt würden, zeigten die nächsten Tage, so Wagner. «Wir versichern, die Öffentlichkeit nicht unangemessen mit weiteren Protesten zu belasten und bitten weiter um den Rückhalt der Gesellschaft.»
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