Projekt will an Opfer der NS-Rassenlehre erinnern
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Projekt will an Opfer der NS-Rassenlehre erinnern

08.02.2023

Hunderttausende Menschen mit geistigen, körperlichen oder seelischen Einschränkungen wurden im Dritten Reich Opfer der Lehre der vermeintlich guten Erbanlagen. Ein Projekt von Wissenschaftlern der Universität Jena will an sie erinnern und die Orte in Thüringen sichtbar machen, an denen die Verbrechen nach 1934 stattfanden.

Obwohl diese Taten der Nationalsozialisten wissenschaftlich erforscht seien, hätten sie «nur wenig Platz im öffentlichen Gedenken», sagte der Biologiedidaktiker Karl Porges am Mittwoch. «Kaum jemand weiß beispielsweise, dass sich das Thüringische Landesamt für Rassewesen in einem Gebäude befand, das heute zur Bauhaus-Universität Weimar gehört.»

An dem vom Bundesfinanzministerium mit 390.000 Euro geförderten Projekt wirken neben der Arbeitsgruppe Biologiedidaktik der Jenaer Universität der Verein Lernort Weimar und das Jugendtheater Stellwerk Weimar mit. Während der zweijährigen Laufzeit seien auch Workshops für angehende Krankenpflegerinnen, Fortbildungen für Lehrkräfte und ein internationales Symposium geplant, so Projektleiter Porges.

Zunächst sollen zahlreiche Einzelfälle erforscht und dokumentiert werden, hieß es. Gerade in Thüringen habe es «besonders eifrige Verfechter der Rassenlehre» gegeben, sagte Porges. Viele der von den Nationalsozialisten als «lebensunwert» eingestuften Menschen wurden unter Zwang sterilisiert und ab 1939 systmatisch ermordet.

Gemeinsam mit den Partnern soll ein anspruchsvoller Comic entstehen, der den Lebens- und Leidensweg eines Opfers in den Mittelpunkt rückt. Im nächsten Schritt ist ein Theaterstück geplant, bei dem auch Menschen mit Handicap mitwirken.

© dpa-infocom, dpa:230208-99-523483/2

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