Prognose: 2042 rund 211.000 Pflegebedürftige in Thüringen
In Thüringen werden nach einer Prognose im Jahr 2042 rund 211.000 Pflegebedürftige leben. Das entspricht einem Anstieg von 27 Prozent im Vergleich zum Jahr 2021, wie das Statistische Landesamt am Donnerstag mitteilte. Bei einer prognostizierten Einwohnerzahl von nur noch rund 1,92 Millionen Menschen wäre damit etwa ein Zehntel der Bevölkerung auf Pflege angewiesen, wie sich aus der Bevölkerungsvorausberechnung des Landesamtes ergibt. 2021 hatten rund 166.000 Pflegebedürftige im Freistaat gelebt.
Der Prognose zufolge sind im Jahr 2042 rund 33.200 Menschen auf Heimpflege angewiesen, 49.900 auf ambulante Pflege durch einen Pflegedienst. 128.200 werden dann voraussichtlich Pflegegeld erhalten, das zur häuslichen Pflege durch Angehörige, Freunde oder andere Ehrenamtler eingesetzt werden kann.
Regionale Unterschiede
Dabei verläuft die Entwicklung regional sehr unterschiedlich. Während der Anteil der Pflegebedürftigen an der Gesamtbevölkerung im Landesdurchschnitt 2042 voraussichtlich bei 11 Prozent liegt, ist er im Unstrut-Hainich-Kreis mit 14,1 Prozent, in der Stadt Suhl (13,8 Prozent) und dem Eichsfeldkreis (13,5 Prozent) deutlich höher. Eine niedrigere Pflegequote erwarten die Statistiker für die Städte Erfurt (7,9 Prozent) und Jena (6,7 Prozent), auch die Landkreise Sonneberg und Saale-Orla liegen mit jeweils 9,4 Prozent unter dem Landesdurchschnitt.
Kasse: Pflegebedürftigkeit beginnt oft mit Klinikaufenthalt
Aus Sicht der Krankenkasse Barmer ist das Pflegesystem bislang unzureichend auf die Entwicklung eingestellt. So lägen Pflegebedürftige bei Erkrankungen oft unnötig lange im Krankenhaus, weil zunächst die Anschlussversorgung geklärt werden müsse und die Suche nach freien Pflegeplätzen langwierig sei. Dies sei ein Indiz für Versorgungslücken, so Barmer-Landesgeschäftsführerin Birgit Dziuk. Insbesondere mangele es an Angeboten für die Kurzzeitpflege, mit der Pflegebedürftige etwa nach einem Klinikaufenthalt für eine bestimmte Zeit weiter versorgt werden können. In Thüringen gibt es nach Angaben der Kasse lediglich acht Kurzzeitpflege-Einrichtungen.
Die Kasse wies darauf hin, dass derzeit etwa jeder vierte Pflegefall in Thüringen seinen Ausgangspunkt in einem Klinikaufenthalt hat. Dziuk forderte eine bessere Kommunikation zwischen Kliniken und Pflegekassen, um die reibungslose Versorgung der Betroffenen zu verbessern. Zudem sei ein landeseigenes Online-Register nötig, das freie Pflegeplätze auflistet. Damit würden auch Pflegeheime beim Verwaltungsaufwand entlastet.
Für Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) ist die erwartete Entwicklung eine Herausforderung nicht nur für Pflege und Gesundheitswesen, sondern für die Gesellschaft. Es reiche nicht, «kurzfristig jeweils nur einzelne Stellschrauben zu verbessern», wurde Werner von ihrer Sprecherin zitiert. «Es geht um eine Vision, wie die Pflege langfristig ausgestaltet und sichergestellt werden kann.» Die Landesregierung stimme sich dazu in einer «Zukunftswerkstatt» mit allen wichtigen Akteuren ab. Ziel sei ein Pflegeentwicklungsplan für Thüringen.
Weniger Krankenhausbehandlungen erwartet
Bei Klinikbehandlungen geht die Prognose der Statistiker bis 2024 von einem Rückgang in Thüringen aus. Während 2022 noch 502.000 Menschen stationär in Kliniken behandelt wurden, werden für 2042 noch 496.000 Klinikfälle erwartet.
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