Bei einer Aktion werden im Zwickauer Stadtzentrum Bilder und Namen der Mordopfer gezeigt., © Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild
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NSU: Linke-Abgeordnete will inhaltliche Auseinandersetzung

14.05.2023

Ein eigenes Thüringer Dokumentationszentrum zur rechtsextremen Terrorgruppe NSU nach sächsischem Vorbild ist aus Sicht der Linke-Landtagsabgeordneten Katharina König-Preuss nicht nötig. Vielmehr sollten sich Menschen künftig im Landtag mit den Taten des aus Thüringen stammenden NSU intensiver auseinandersetzen können, sagte König-Preuss der Deutschen Presse-Agentur.

Sie verwies darauf, dass in unmittelbarer Nähe des Landtages in Erfurt ein Erinnerungsort für die Opfer des NSU und ihre Hinterbliebene geplant sei. «Eine Zusammenarbeit und Austausch mit einem möglichen NSU-Dokumentationszentrum in Sachsen bieten sich an, da sich beides ergänzt», sagte König-Preuss.

In Sachsen war kürzlich eine Studie zu dem dort geplanten Dokumentationszentrum für die NSU-Opfer vorgestellt worden. Der Studie nach könnte es 2028 in Chemnitz und Zwickau eröffnet werden. Geplant sei ein Gedenk-, Erinnerungs- und Lernort zum NSU-Komplex, hieß es vom Verein RAA Sachsen, der die Studie mit weiteren Akteuren im Auftrag des Landes Sachsen erarbeitet hatte.

Die aus Jena stammenden späteren Terroristen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU), Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe, waren 1998 in Sachsen untergetaucht, nachdem ihre Bombenwerkstatt in Jena aufgeflogen war. Die Terrorzelle war von 2000 an jahrelang mordend durch Deutschland gezogen. Ihre Opfer waren acht türkischstämmige und ein griechischstämmiger Kleinunternehmer sowie eine deutsche Polizistin. Mundlos und Böhnhardt verübten zudem zwei Bombenanschläge in Köln mit Dutzenden Verletzten. Die beiden töteten sich 2011, um ihrer Festnahme zu entgehen - erst damit war der NSU aufgeflogen.

König-Preuss sagte, aus ihrer Sicht sei wesentlich, dass neben dem Erinnerungsort in der Nähe des Landtages in Thüringen ein NSU-Archiv geschaffen werde. Dort sollten alle Akten aufbewahrt werden, die den beiden NSU-Untersuchungsausschüssen des Landtages zur Verfügung gestanden haben. Sie müssten in Zukunft unter anderem für die wissenschaftliche Forschung zur Verfügung stehen.

Der Thüringer Landtag hat die Pläne für ein solches Archiv bereits gebilligt. Eine entsprechende Initiative der rot-rot-grünen Minderheitskoalition war auch von der CDU-Landtagsfraktion unterstützt worden.

In Thüringen war König-Preuss für die Linke-Fraktion Mitglied in den beiden NSU-Untersuchungsausschüssen des Landtages. Neben der Vorsitzenden beider Untersuchungsausschüsse, Dorothea Marx (SPD), gilt sie als prägende NSU-Aufklärerin im Freistaat.

In Sachsen hatten sich CDU, Grüne und SPD in ihrem Koalitionsvertrag darauf verständigt, ein Dokumentationszentrum für die Opfer des NSU zu unterstützen. Die Studie empfiehlt dazu, eine Stiftung zu gründen. Finanziert werden soll sie von Sachsen und dem Bund sowie möglicherweise weiteren Bundesländern. Die Investitionskosten werden auf bis zu 36,4 Millionen Euro geschätzt.

Zudem seien 42 Stellen mit Personalkosten von etwa 2,75 Millionen Euro im Jahr erforderlich, hieß es. Als mögliche Standorte werden ein ehemaliges Fabrikgebäude in Chemnitz sowie das frühere Königliche Krankenstift in Zwickau genannt.

© dpa-infocom, dpa:230514-99-682899/2

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