Notfallseelsorge: Viel Arbeit im häuslichen Bereich
In Thüringen sind Notfallseelsorger während der vergangenen Jahre in vielen Regionen häufiger zum Einsatz gekommen. Grund sei vor allem, dass immer mehr Leitstellen und Einsatzkräfte die Angebote der «psychosoziale Notfallversorgung» (PSNV) kennen und nutzen würden, erklärten der Koordinator der Notfallseelsorge Gotha, Friedemann Witting und der Leiter der Notfallseelsorge Saalfeld-Rudolstadt, Michael Thiel.
In beiden Einrichtungen würden die PSNV-Helfer im Schnitt etwa einmal pro Woche Hilfe angefordert. Das sei deutlich mehr als in der Anfangszeit der Notfallseelsorge in den 1990er Jahren, als das Angebot noch deutlicher weniger bekannt gewesen sei.
Die psychosoziale Notfallversorgung betreut unter anderem Angehörige, Hinterbliebene, Zeugen und Überlebende von belastenden Notfällen sowie Einsatzkräfte. Die Akuthilfe soll dazu beitragen, langfristige Schäden und Traumata bei den Betroffenen einzudämmen und gegebenenfalls das Bindeglied zu professionellen Angeboten bilden.
Während vor 20 Jahren schwere Unfälle mit Todesfolge nach Disco-Besuchen eine zentrale Rolle bei der Hinterbliebenen-Arbeit gespielt hätten, seien es mittlerweile vor allem Einsätze im häuslichen Bereich - wenn etwa ein Familienmitglied erfolglos reanimiert wurde, so die Experten.
Der Landeszentralstelle PSNV liegen Rückmeldungen von 17 der insgesamt 22 Teams in Thüringen vor. Demnach betrug die Zahl der Einsätze im Freistaat vergangenes Jahr insgesamt 677.
© dpa-infocom, dpa:220507-99-192642/2