Niedriglohnsektor mit höherem Mindestlohn weiter geschrumpft
In Thüringen haben im vergangenen Jahr rund 153.000 Beschäftigte von der Erhöhung des Mindestlohns profitiert. Das sei fast jeder fünfte Job im Freistaat, teilte das Statistische Landesamt am Donnerstag in Erfurt mit. Der gesetzliche Mindestlohn war von 10,45 Euro pro Stunde im Juli 2022 auf 12,00 Euro bis zum vergangenen Oktober angehoben worden. Damit hätten rund 21,2 Prozent aller weiblichen Beschäftigten und rund 14,5 Prozent der männlichen Arbeitnehmer mehr Geld im Portemonnaie.
Die Verdienstsumme der Thüringer Beschäftigten vergrößerte sich mit dem Schritt auf 12,00 Euro Stundenlohn rechnerisch um rund 9 Prozent oder 15 Millionen Euro. Laut der Statistik gab es unter den Branchen mehr Lohnerhöhungen im Dienstleistungssektor als im produzierenden Gewerbe.
Nach den Berechnungen des Landesamts ist mit der neuen Mindestlohnstufe der Niedriglohnsektor in Thüringen weiter geschrumpft. Dieser wird über die Niedriglohnschwelle bei zwei Drittel des mittleren Verdienstes definiert. Weniger als 12,50 Euro in der Stunde gab es demnach im Oktober in rund 151.000 Jobs. Das waren 43.000 Niedriglohnjobs weniger als ein halbes Jahr zuvor (194.000). Der Niedriglohnsektor verkleinerte sich von 22,4 auf 17,4 Prozent.
Nach Ansicht des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) erfüllt der Mindestlohn damit eines seiner vorrangigen Ziele - nämlich den Schutz der Arbeitnehmer. Die Mindestlohnerhöhung wirke sich zusätzlich positiv auf die Wirtschaft aus, da die Kaufkraft der Beschäftigten steige. Die stärkere Kaufkraft und höhere Binnennachfrage helfe in den aktuellen Krisen, die Konjunktur zu stabilisieren, hieß es.
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