Neuland: Verträge für duales Studium geschlossen
Sie sind die ersten auf einem neuen Ausbildungsweg für Thüringer Lehrer: 50 junge Leute unterschrieben in Erfurt die Verträge für ein duales Lehramtsstudium für Regelschulen. Thüringen bietet den Mix aus Studium und Praxis an Ausbildungsschulen im Herbst/Wintersemester erstmals an.
Bildungsminister Helmut Holter (Linke) sieht darin einen Schritt, um mehr Lehrer an die Schulen zu bekommen. In vielen Schulen gibt es bisher immer wieder Unterrichtsausfall.
Ausbildung mit Studienentgelt
Die angehenden Pädagogen erhalten während des Lehramtsstudiums an der Universität Erfurt ein monatliches Entgelt von zunächst 1400 Euro, während des Masterstudienganges sind es dann 1650 Euro monatlich. Für diesen Ausbildungsweg hatte es viele Hunderte Bewerbungen gegeben.
Holter schloss nicht aus, dass die Zahl der Plätze im kommenden Jahr steigt. Letztlich muss darüber aber nach der Landtagswahl zusammen mit dem Haushalt für 2025 entschieden werden.
Bei der dualen Ausbildung binden sich die Studierenden für die Ausbildung sowie weitere fünf Jahre an Thüringen. Es gibt für sie 50 Ausbildungsschulen verteilt über das Land. Dort starten sie nach Ministeriumsangaben am 1. September mit einem Praktikum. Im Oktober beginnt das Studium in den Fächern Deutsch, Mathematik, Englisch und Wirtschaft/Technik auf Regelschullehramt.
Nächste Bewerbungsrunde im Mai
Nach zwei Semestern Theorie folge ein geteilter Studienteil mit zusätzlichem Praxiseinsatz an den Ausbildungsschulen an wöchentlich zwei Tagen. 2025 sind laut Ministerium Bewerbungen ab Mai möglich, dann auch für das Fach Sport.
Thüringens Lehrerverband unterstützte die neue Ausbildungsmöglichkeit, kritisierte aber die seiner Meinung nach zu geringe Zahl an Ausbildungsplätzen. «Wir brauchen hier deutlich mehr Tempo», erklärte der Landesvorsitzende Tim Reukauf. 50 Verträge seien kaum mehr als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Nach Berechnungen des Verbandes fehlen in Thüringen mehr als 2000 Lehrerinnen und Lehrer.
Mehr Plätze in der Diskussion
Der Landeschef der Linken, Christian Schaft, sprach von einem Signal zur Bekämpfung des Lehrkräftemangels. Die hohe Nachfrage nach dem neuen Studiengang zeige, «wie wichtig es ist, innovative Wege zu gehen, um bestehende Probleme zu lösen». Er plädierte auch für eine höhere Kapazität im kommenden Jahr.
Die FDP reklamierte Lösungen, die schnell für spürbare Verbesserungen sorgen und nicht erst in vier oder fünf Jahren. FDP-Chef Thomas Kemmerich schlug unter anderem vor, Lehrer zurück aus der Verwaltung an die Schulen zu bringen. In den Behörden seien zahlreiche Lehrkräfte mit Verwaltungsaufgaben betraut.
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