Neues Schulfach Medienbildung: Holter plant Reform
Neues Fach, mehr Wahloptionen, weniger Leistungskontrollen: Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) will die Schulordnung reformieren. Mit der Einführung des Faches «Medienbildung und Informatik» an weiterführenden Schulen ändert sich die Stundentafel grundlegend. Das sieht ein Entwurf für eine neue Schulordnung vor, den Holter am Mittwoch in Erfurt vorstellte. Demnach soll das Fach in allen allgemeinbildenden Schulen ab Klasse fünf Pflicht sein.
Dafür sollen die Schülerinnen und Schüler in bestimmten Abschnitten ihrer Schullaufbahn mehr Wahlmöglichkeiten und insgesamt teils weniger Fächer haben. Sie sollen laut Holter dadurch entlastet werden, weil sie dann in weniger Fächern Leistungsnachweise erbringen müssen. Nach bisherigen Plänen soll die neue Verordnung zum Schuljahr 2024/25 in Kraft treten.
In der neunten Klasse sollen Schülerinnen und Schüler künftig erste Entscheidungen treffen, in welchen Fächern sie ihr Wissen vertiefen wollen. Im natur- und gesellschaftswissenschaftlichen Bereich sowie den musisch-künstlerischen Bereich sollen sie jeweils zwei von drei Fächern auswählen. Im gesellschaftswissenschaftlichen Bereich können sie beispielsweise von den Fächern Geografie, Sozialkunde und Wirtschaft/Recht auswählen.
Holter sagte, bisher gebe es in der zehnten Klasse 18 Fächer, mit dem neuen Schulfach wären es sogar 19. Durch die Änderungen in der Schulordnung soll die Fächerzahl auf 15 reduziert werden - ohne aber in der Summe der Schullaufbahn die Stundenzahl zu senken. Für die Schülerinnen und Schüler würde das bedeuten, dass sie sich für weniger Leistungsnachweise vorbereiten müssten, weil sie weniger Fächer haben. Gymnasiasten müssen dann in der zehnten Klasse noch einmal über eine Vertiefung in Fächern entscheiden.
Der CDU-Bildungspolitiker Christian Tischner warnte davor, die geplante Änderung der Schulordnung für den Kampf gegen den Lehrermangel zu benutzen. «Ich sehe eine Verschlechterung der Qualität und ein Instrument, den zunehmenden Lehrermangel zu kaschieren auf Kosten der Fachlichkeit», sagte er. Holter hatte betont, dass die geplanten Änderungen nichts mit dem Lehrermangel an Thüringens Schulen zu tun hätten.
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