Neues Erzbergwerk soll 2027 Produktion aufnehmen
Nach der Genehmigung für ein neues Bergwerk im Erzgebirge will das Unternehmen SME 2027 offiziell die Produktion in Pöhla aufnehmen. Geplant ist der Abbau von Wolfram, Flussspat und Zinn, wie Aufsichtsratschef Thomas Reissner informierte. «Das ist erst der Anfang», sagte er mit Blick auf weitere Bergbauvorhaben in der Region etwa in Geyer. Um an die Lagerstätten zu kommen, soll ab September 2025 eine Rampe in den Berg getrieben werden. Geplant sei, künftig rund 400 000 Tonnen Erz pro Jahr abzubauen und in einer Anlage in Mittweida aufzubereiten. Die Laufzeit des Bergwerks ist für einen Zeitraum von 70 Jahren vorgesehen.
Reissner verwies auf die immense Abhängigkeit Europas bei solchen Rohstoffen von Ländern wie China, Vietnam oder Indonesien. «Bergbau war stets Motor des Fortschritts und der industriellen Entwicklung», betonte Markscheider Klaus Grund, Vorstand der SME AG. Seinen Angaben nach hat es seit langem keine neuen Erzbergwerke in Deutschland gegeben. In Sachsen gibt es laut Oberbergamt aktuell ein bestehendes Bergwerkseigentum im Bereich Erze und Spate in Niederschlag.
Weitere Bergbauvorhaben zu Zinn, Zink, Lithium und anderen
Die Saxony Minerals & Exploration AG (SME) ist nicht das einzige Unternehmen, das im Erzgebirge an einem Comeback des Bergbaus arbeitet. Zurzeit gebe es in Sachsen 36 Erkundungs- und Gewinnungsprojekte für Erze und Spate, teilte Oberberghauptmann Bernhard Cramer auf dpa-Anfrage mit. Im Fokus stünden dabei Zinn, Zink, Wolfram, Lithium sowie Fluss- und Schwerspat.
Das Oberbergamt hatte jüngst die Pläne für das Bergwerk in Pöhla - einem Ortsteil von Schwarzenberg - genehmigt. Für die Errichtung und den Betrieb müssen nun weitere Betriebspläne eingereicht werden. Mit weiteren Genehmigungen für neue Bergwerke sei kurz- oder mittelfristig nicht zu rechnen, so Cramer.
Besonders im Blick steht ein Lithium-Vorkommen im Osterzgebirge. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte den Abbau im Sommer als «ein Projekt von größter Priorität» bezeichnet. Lithium ist als wichtiger Bestandteil von Stromspeichern begehrt - etwa in Elektroautos.
Lithium-Abbau frühestens ab 2029
Derzeit werde an einer Vormachbarkeitsstudie gearbeitet, teilte das Unternehmen Zinnwald Lithium auf Anfrage mit. Es baut darauf, als priorisiertes Projekt des Critical Raw Materials Act der EU anerkannt zu werden und so das Zulassungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigen zu können. Nach aktuellem Zeitplan wird mit einer Genehmigung des Rahmenbetriebsplans im Jahr 2027 gerechnet. Dann könnte mit der Einrichtung des Bergwerks begonnen werden. Bei einer Bauzeit von zwei Jahren könnte 2029 die Produktion von Lithiumhydroxid beginnen.
Auch das Unternehmen Saxore hält an seinem Bergwerksprojekt fest. In Rittersgrün bei Breitenbrunn will es vor allem Zinn fördern. Neue Schätzungen gingen von einem größeren Vorkommen aus als bisher angenommen. Es werde auf rund 138 Millionen Tonnen Erz geschätzt - etwa 30 Prozent mehr als zuvor gedacht. «Die verbesserte Ressourcenschätzung gelang vor allem dank neuer, umfangreicher Daten aus den Archiven der Wismut», erklärte Geschäftsführer Matthias Faust. «Mit diesem Ausblick wird unser künftiges Bergwerk Tellerhäuser wirtschaftlich noch attraktiver.»
Bergwerk soll 3.000 Tonnen Zinn im Jahr bringen
Der frühere Plan, 2026 die erste Tonne Zinn zu fördern, ist allerdings nicht mehr zu halten. Momentan werde der Rahmenbetriebsplan für das Oberbergamt überarbeitet. Ziel sei es, künftig Rohstoffe mit minimalinvasiven Methoden abzubauen, heißt es bei Saxore. Dabei soll das Erz unter Tage verarbeitet werden, sodass an der Oberfläche keine Halden entstehen. Pro Jahr sollen auf diese Weise künftig etwa 3.000 Tonnen Zinn gewonnen werden.
Mit dem Erzabbau in Pöhla werden laut SME 60 bis 70 Arbeitsplätze im Bergwerk selbst und 60 in der Aufbereitung entstehen. Die Stadt Schwarzenberg, zu der Pöhla gehört, steht dem Vorhaben positiv gegenüber. Er sehe dies als Chance für die Region, sagte Oberbürgermeister Ruben Gehart (CDU). «Die Rohstoffe werden gebraucht.» Zudem erhoffe sich die Kommune positive Effekte mit Blick auf die Gewerbesteuer.
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