Bodo Ramelow (Die Linke), Ministerpräsident von Thüringen, bei einer Rede., © Martin Schutt/dpa
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Neue Gedenkbäume für KZ-Opfer in Weimar gepflanzt

02.09.2022

Zwei neue Gedenkbäume für Opfer des Nazi-Terrors sind in Weimar als Zeichen gegen des Vergessen und gegen mutwillige Zerstörung gesetzt worden. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) und Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) pflanzten als Baumpaten die Buchen für Häftlinge des NS-Konzentrationslagers Buchenwald. «2019 wurden hier Bäume geschändet, die Erinnerung sollte zerstört werden», sagte der Aufsichtsratsvorsitzende des Lebenshilfe-Werks Weimar/Apolda am Freitag. «Wir setzen die Bäume, die Narben bleiben.» Das Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda hatte 1999 das Gedenkprojekt «1000 Buchen» ins Leben gerufen.

In das Konzentrationslager Buchenwald hatten die Nazis bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 280.000 Menschen verschleppt. Rund 56.000 von ihnen wurden ermordet oder starben an Hunger, Krankheiten und medizinischen Experimenten. Am 11. April 1945 befreiten US-Truppen das Lager. Noch in den letzten Tagen davor wurden KZ-Häftlinge auf den Weg von Buchenwald ins bayerische Konzentrationslager Flossenbürg geschickt. Für viele wurde es ein Todesmarsch. Entlang der einstigen Marschroute der Häftlinge startete das Lebenshilfe-Werk das Projekt. Die Aktion am Freitag war bereits die 73. Pflanzaktion.

Zuletzt waren im Juli Gedenkbäume für KZ-Opfer mutwillig geknickt, gebrochen und abgesägt worden. Die Tat hatte bundesweit für große Empörung gesorgt. Auch an der Pflanzstelle in Weimar waren 2019 Erinnerungsbäume beschädigt worden.

Ein Angriff auf einen Gedenkbaum sei «auch ein Angriff auf ein Opfer», sagte Kulturstaatsministerin Roth - «ein Versuch, Geschichte zu entsorgen, Geschichte zu verdrängen». Sie werde nicht zulassen, dass Erinnerung unmöglich gemacht werde und Opfer ein zweites Mal zu Opfern gemacht würden. Seit Beginn des Projektes wurden 168 Bäume in die Erde gebracht. «168 Bäume sind gepflanzt und es werden mehr und mehr werden, bis die 1000 Bäume erreicht sind», sagte Roth. Auch Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) übernahm eine weitere Patenschaft für einen Baum. Diejenigen, die Bäume zerstörten, blieben im Zweifel nicht in der Dunkelheit, sagte Ramelow. «Deswegen wird es auch nicht ausreichen, wenn wir zusagen, wir werden auf jeden geschändeten Baum zwei neue pflanzen. Sondern wir müssen laut darüber reden, was das in unserer Gesellschaft ausmacht, wenn man wegguckt», sagte Ramelow. Weimars Oberbürgermeister Peter Kleine (parteilos) sagte, er hoffe, dass die Zivilgesellschaft aufmerksam bleibe und zum Hörer greife und melde, wenn es zu solchen oder ähnlichen Taten komme.

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