Nashornkuh stirbt an Lungenentzündung
Die 17 Jahre alte Nashornkuh Marcita, die erneut Nachwuchs erwartete, ist an einer schweren Lungenentzündung im Thüringer Zoopark in Erfurt gestorben. Das habe die pathologische Untersuchung des Tieres in Berlin ergeben, sagte Zoodirektorin Sabine Merz am Montag in Erfurt. Die Untersuchung ihres 14 Monate alten Sohnes Tayo, der kurz vor seiner Mutter leblos gefunden wurde, habe bisher keine Aufschlüsse über die Todesursache gebracht.
Beide Breitmaulnashörner, die in der Natur vom Aussterben bedroht sind, hatten keine Anzeichen einer schweren Erkrankung gezeigt. «Wir tappen weiter im Dunkeln, was die Ursachen dafür sein können», so Merz. Die Untersuchungen würden fortgesetzt.
Das Jungtier und seine wieder tragende Mutter waren Anfang Februar innerhalb von zwei Tagen tot in ihren Gehegen gefunden worden. Ihre Kadaver wurden zur Ursachenklärung pathologisch in zwei unterschiedlichen Einrichtungen untersucht. Marcita war mit einem Mädchen schwanger. Der Zoo hatte laut Merz die große Hoffnung, die seit einigen Jahren erfolgreich laufende Zucht der seltenen Tiere fortsetzen und mit dem weiblichen Nachwuchs eine weitere Zuchtgruppe bilden zu können.
Wahrscheinlich sei die Lungen- und Bauchfellentzündung von Marcita durch einen Erreger ausgelöst worden, der sich mit großer Geschwindigkeit in ihrem Körper ausgebreitet habe. Auch ihre Leber sei geschädigt gewesen. Es sei noch offen, welcher Erreger für ihren schnellen Tod verantwortlich sein könne. Eine Blutuntersuchung am Tag vor ihrem Tod habe nur gering erhöhte Entzündungswerte gezeigt.
Es gebe eine «Tendenz zu einer Virusinfektion», sagte die Zoodirektorin. Aber auch eine Vergiftung werde noch nicht vollständig ausgeschlossen. Wildtiere würden versuchen, Schwäche durch eine Erkrankungen nicht zu zeigen, weil sie in Freiheit dann schnell Beute von Raubtieren werden könnten. Eine nächtliche Kameraüberwachung der Nashörner gab es nach ihren Angaben nicht.
Bei Tayo wurden laut Merz bei der pathologischen Untersuchung nur zwei kleine Blutungen im Herzbereich gefunden. Eine Covid-19-Infektion sei bei ihm bereits ausgeschlossen worden. «Wir werden alles versuchen, um herauszufinden, woran die beiden Tiere gestorben sind.» Das sei wichtig - auch für Erkenntnisse zu optimalen Haltungsbedingungen für die seltenen Tiere.
Neben Gewebe- seien auch Futterproben für die Untersuchungen zurückbehalten worden. Daran seien internationale Fachleute beteiligt. «Bei den Nashörnern zählt weltweit jedes Individuum», so Merz, die auf wieder zunehmende Wilderei in einigen Regionen Afrikas verwies.
Merz sowie der zuständige Beigeordnete der Stadt, Matthias Bärwolff, bekräftigten, dass Erfurt an der Nashornzucht festhalten wolle. Die Nashornaußenanlage werde wie geplant ab März umgebaut. Zwei Bullen aus dem Thüringer Zoopark waren im vergangenen Jahr an andere Zoos gegeben worden, um dort Nachwuchs zu ermöglichen. Erfurt ist nach dem Tod des kleinen Bullen und seiner trächtigen Mutter derzeit ohne Nashörner.
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