Nachfolgersuche stellt Handwerk im Osten vor große Probleme
Die Suche nach Nachfolgern stellt Unternehmer in der Handwerksbranche Ostdeutschlands nach Einschätzung von Experten weiter vor große Probleme. Das sagte Dr. Christian Welzbacher, Leiter des Heinz-Piest-Instituts für Handwerkstechnik an der Leibniz Universität Hannover, am Mittwoch beim Handwerkspolitischen Forum Ost in der Leipziger Messe. Demnach stehen 13.000 der 99.000 Betriebe in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in den nächsten fünf Jahren vor der Nachfolgerfrage. 74 Prozent der Betroffenen hätten noch keine Vorkehrungen getroffen, hieß es.
Bei einer Podiumsdiskussion sprach sich Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) unter anderem für Bürokratie-Abbau aus, um den Posten eines Firmenchefs wieder attraktiver für Nachfolger zu machen. Der Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, Holger Schwannecke, stimmte ihm zu. Zahlreiche Aufzeichnungs- und Dokumentationspflichten würden Unternehmer stark belasten. »Da brauchen wir uns nicht wundern, wenn die Kinder sagen: Das tue ich mir nicht an.»
Bei den Handwerkskammern gibt es verschiedene Angebote zur Begleitung und Beratung von Unternehmern, die Nachfolger suchen. «Wir empfehlen, sehr zeitig damit zu beginnen», sagte eine Sprecherin der Leipziger Handwerkskammer. Zwei bis fünf Jahre müssten Unternehmer für die Nachfolgersuche einkalkulieren. Nach Angaben der Sprecherin geht es in den Beratungen unter anderem um finanzielle Fragen, aber auch um die Psychologie. Viele Unternehmer sähen ihre Firma als Lebenswerk. «Sie müssen auch loslassen», hieß es.
Das Handwerkspolitische Forum fand zum dritten Mal auf der Leipziger Messe statt. Ursprünglich war geplant, dass der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), an der Podiumsdiskussion teilnimmt. Laut der Veranstalter musste er aber kurzfristig absagen.
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