Nach Brand: Kirchenburg Walldorf lebt wieder
Die nach einem verheerenden Brand wiederaufgebaute Kirchenburg in Walldorf bei Meiningen hat sich aus Sicht der Kirchengemeinde zu einem Anziehungspunkt für Touristen und Naturfreunde entwickelt. Allein im vergangenen Jahr seien mehr als 100 Führungen auf dem Gelände angeboten worden, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Gemeindekirchenrats, Wigbert Schorcht. Als Biotopkirche mit im Mauerwerk eigens angelegten Nisträumen für Vögel und Fledermäuse sei sie auch bundesweit eine Besonderheit. Vor zehn Jahren, am 3. April 2012, war das mittelalterliche Bauwerk bei einem Brand schwer beschädigt worden.
Mit einem Gottesdienst wird am Sonntag daran erinnert. «Wir verstehen unter Aufbau nicht nur das Bauwerk, sondern auch den Aufbau einer Gemeinschaft», sagte der evangelische Pfarrer Otfried Heinrich, der die 800 Mitglieder starke Kirchengemeinde seit 15 Monaten betreut. Der Wiederaufbau habe den Gemeinschaftssinn im Ort gestärkt. Vorangetrieben worden war er von seinem Vorgänger Heinrich von Berlepsch.
Beim Brand war das Dach des Kirchenschiffes eingestürzt. Die gesamte historische Inneneinrichtung verbrannte, der Kirchturm war einsturzgefährdet. Die Brandursache konnte nie geklärt werden. Unter einer Welle der Solidarität, die sich auch in vielen Geldspenden zeigte, wagte sich der rund 2000 Einwohner zählende Ort an den Wiederaufbau. Spenden in Höhe von 300.000 Euro waren dafür zusammengekommen. Einen Großteil der Kosten deckte Schorcht zufolge die Versicherung ab. Im Mai 2019 wurde das rekonstruierte Gotteshaus wieder geweiht.
Aus der brennenden Kirche hätten sich seinerzeit 20 Fledermäuse retten können, sagte Schorcht. «Am dritten Tag kamen die Dohlen zurück und begannen, Nester zu bauen.» Das habe zum Konzept einer Biotopkirche geführt. Für Fledermausquartiere und nistende Vögel seien Nischen ins Mauerwerk gefügt worden, auf einem Turm brüteten Störche. Zudem wird das Bauwerk als Kulturzentrum genutzt.
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